Der Brief: Kunstwerk und Mitteilung
Der Brief ist fast so alt wie die Schrift und hat sich durch den Wandel seiner Form den jeweiligen Epochen und ihren Anforderungen angepaßt. So hat sich eine eigene Gattung entwickelt, deren Spannungsbogen von der alltäglichen Mitteilung bis zum selbständigen Kunstwerk (und zum Briefroman) reicht. Briefe erlauben einen Einblick ins private Leben der Verfasser und geben Nachricht von ihrer Zeit und den Zeitgenossen. Sie bedienen sich aller rhetorischen Sprechakte: Fragen und Bitten, Anregungen und Aufforderungen, Beschreibungen und Anklagen, Entschuldigungen und Erklärungen.
Im elektronischen Zeitalter kommt Briefausgaben eine besondere Bedeutung zu. Sie erinnern daran, daß Geschwindigkeit nicht alles ist und wohlüberlegtes Formulieren sowie die persönliche Anrede, wie es sich im Briefschreiben ausdrückt, sehr viel sein können.
Der Insel-Almanach 2007 versammelt Briefe u. a. von Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller, Liselotte von der Pfalz, Wolfgang Amadeus Mozart, Vincent van Gogh, Peter Handke und Hermann Lenz, Hermann Hesse, Bertolt Brecht, Walter Benjamin, Theodor W. Adorno, Paul Celan, Uwe Johnson, Peter Weiss und Siegfried Unseld.
Große Brief- und Briefwechseleditionen, Korrespondenzen von Schriftstellern, Musikern, bildenden Künstlern und Philosophen, sind seit jeher Teil des Programms der Verlage Insel und Suhrkamp. Die Briefauswahl, die in diesem Almanach beispielhaft abgedruckt wird, ergibt eine kleine Geschichte der literarischen Gattung und dokumentiert eindrucksvoll die Kunst des Briefschreibens.