Eine Bildbiographie
Diese Biographie ist nach Reichhaltigkeit und Novität der Quellen die erste, die über den ganzen Lebensweg Paul Celans in Text und Bild umfassend Auskunft erteilt. Damit betritt sie erklärtermaßen ein Spannungsfeld und stellt sich einer doppelten Herausforderung: Denn Celan lehnte das Biographische, zumal die biographische Annäherung an seine Dichtung, entschieden ab und stand auch dem Medium der Photographie ausgesprochen skeptisch gegenüber. Lediglich eine einzige gerahmte Photographie war in seiner Wohnung sichtbar: jenes eine Bild, das Celan von seiner Mutter besaß, die im Alter von 47 Jahren in der Ukraine von der SS ermordet wurde.
Und doch versucht diese Dokumentation aus Bildern, die zu erläutern sind, und in Texten, die von Bildern begleitet werden, über Celans Leben so eindringlich wie episodisch Bericht zu erstatten. Denn jeder Anekdote und jedem Bild, wie sehr sie auch der Oberfläche verhaftet und gegen Celans apodiktische Aussage »Echte Dichtung ist antibiographisch« zu verstoßen scheinen, ist doch die ethische und poetologische Dimension seines Lebens untilgbar eingeschrieben. Und so schöpft dieses Buch aus privaten photographischen Archiven und aus Celans Nachlass, insbesondere aus den noch immer unveröffentlichten Tagebüchern, gerade an jenen Stellen, wo der Dichter von seinen seelischen Störungen und seinem dichterischen Wirken und Widerstehen wie zu sich selbst spricht. Aus ihnen wird hier zum ersten Mal ausführlich zitiert.