Begriff und Probleme (1965)
Die Metaphysik-Vorlebung vom Sommer 1965 ist ein echtes "work in progress" oder besser: ein bestimmtes
Stadium der noch im Entstehen begriffenen Negativen Dialektik, an der Adorno zu dieser Zeit mit Hochdruck arbeitete.
Sie ist aber auch die einzige Behandlung eines Themas aus der antiken Philosophie Adornos, und geht in dieser Hinsicht
weit über die negative Dialektik hinaus: Zwei Drittel der Vorlesung sind der Metaphysik des Aristoteles gewidmet und
verfolgen die Geschichte des "metaphysischen Denkens als den "Versuch der Rettung ursprünglich theologischer Kategorien"mit den Mitteln der Vernunft. Der letztlich affirmative Charakter, der der klassischen Matephysik seit Platon und Aristotelesanhaftet, wird ihr jedoch zum Verhängnis. Denn durch die "Welt der Tortur" hat sich der Stellenwert der Metaphysik vollkommen verändert. Die Frage "ob man nach Auschwitz überhaupt noch leben kann" ist zwar die äußerste Negation metaphysischen Denkens, aber auch die eigentliche Gestalt, in der die Metaphysik "einem heute auf den Fingern brennt".