Ein Atlas des verschwindenden Europas
Europa verändert sein Gesicht. Orte und Landschaften werden verlassen, sie verfallen oder verschwinden ganz. Zwischen Atlantik und Kaspischem Meer, zwischen Adria und Barentssee stößt man auf Ruinen der modernen Zivilisation: auf Industriebrachen, einstürzende Bahnhöfe, Kasernen und Sanatorien, auf tote Schienenstränge oder unentzifferbare Grabinschriften. Vor allem in Mittel- und Osteuropa sind die Narben einer von Krieg, Vertreibung und megalomanischer Naturbeherrschung gekennzeichneten Epoche noch sichtbar.
Autorinnen und Autoren aus fünfzehn europäischen Ländern haben ihre sie besonders inspirierenden Orte besucht und erkundet - fragile Stadtviertel, zerfallene Dörfer, abbröckelnde Küstenstriche, deren Aura gefangennimmt, die ein Geheimnis bergen, das ergründet werden will. Liegt ihr Zauber darin, daß sie die letzten ihrer Art sind? Unterirdische Beziehungen, überraschende kulturelle Verwandtschaften zwischen weit voneinander entfernten Regionen werden sichtbar - Zeugen einer gemeinsamen Geschichte, deren undeutlich werdende Spuren kurz vor dem Verschwinden nachgezeichnet werden.
Ergänzt um photographische Arbeiten von Künstlern, die sich unabhängig von den Autoren auf den Weg gemacht haben, um einen letzten Blick auf Vergessenes und Verlorenes zwischen Belgrad und Istanbul, Lissabon und Königsberg zu werfen, vermittelt dieser Band eine Ahnung von dem so fragilen wie bezaubernden Reichtum unseres Kontinents.