National Academies Press
The National Academies Press (NAP)publish the reports of the National Academies of Sciences, Engineering and Medicine. They published more than 200 books a year on a wide range of topics.
View Rights PortalThe National Academies Press (NAP)publish the reports of the National Academies of Sciences, Engineering and Medicine. They published more than 200 books a year on a wide range of topics.
View Rights PortalAufbau Verlag GmbH & Co. KG is an independent publishing house with a broad program of fiction and non-fiction titles. Each year, about 200 new titles are published by its four imprints Aufbau, Rütten & Loening, Blumenbar and aufbau taschenbuch. Aufbau Verlag was founded in 1945 with the motivation to create a new cultural orientation for the people in post-World War II Germany. It soon became the leading cultural and literary publishing house in East Germany. Today Aufbau publishes a strong literary fiction program with German and international voices as well as an outspoken non-fiction list. Aufbau is successful with literary re-discoveries from its comprehensive backlist of modern classics, exile and resistance literature and GDR literature.
View Rights PortalMünchen im Sommer 1923. Die Stadt ächzt unter Inflation und Wohnungsnot. Rechte Verbände rufen auf zum Widerstand gegen die Besetzung des Rheinlands und zum »Marsch auf Berlin«. Und Kommissär Reitmeyer steht massiv unter Druck, der von der Presse so genannten »Spielseuche« Herr zu werden. Da nimmt ihn ein Frauenmord in Beschlag, der aussieht wie die Tat eines rasenden Liebhabers, hinter dem aber noch mehr zu stecken scheint. Während Reitmeyer bei seinen Ermittlungen auf schmierige Immobilienspekulanten und dubiose Anwälte trifft, stößt sein unermüdlicher Assistent Rattler auf eine Gruppe von Jugendlichen, die sich auf die eine oder andere – nicht immer legale – Weise durchs Leben schlagen. Eine von ihnen, das Blumenmädchen Leni, könnte in der Mordnacht etwas beobachtet haben, doch sie hat offensichtlich Angst auszusagen. Auch ihre Freunde hüllen sich in Schweigen. Dann verschwindet Leni plötzlich …
In zehn hochkonzentrierten Kapiteln legt Juliane Rebentisch Hannah Arendts politische Philosophie der Pluralität frei und diskutiert sie im Horizont gegenwärtiger Debatten. Politik und Wahrheit, Flucht und Staatenlosigkeit, Sklaverei und Rassismus, Kolonialismus und Nationalsozialismus, Moral und Erziehung, Diskriminierung und Identität sowie Kapitalismus und Demokratie sind die Stichworte der entsprechenden Auseinandersetzungen. Indem sie den Fokus auf das Motiv der Pluralität legt, lässt Rebentisch in diesen unterschiedlichen thematischen Kontexten jeweils den Zusammenhang von Arendts Gesamtwerk ebenso greifbar werden wie die Widersprüche, die es durchziehen. Das Buch macht vermittels genauer Lektüren und unter Einbeziehung zeitgeschichtlicher Hintergründe die weitreichenden Implikationen von Arendts Denken sichtbar, und zwar vor allem dadurch, dass es die begrifflichen Sperren, die Arendt selbst diesem Denken setzte, klar herausarbeitet und konsequent kritisiert. Gerade deshalb erweist sich der Streit um Pluralität, der hier mit und gegen Hannah Arendt auf beeindruckende Weise ausgetragen wird, als überaus passende Reverenz an eine Autorin, deren Liebe zur Welt sich auch in der Streitbarkeit ihrer Urteile gezeigt hat.
Autoren wurden auf den Index gesetzt, ihre Werke verboten und verbrannt. Erfolgreich waren die, die sich bewußt in den Dienst der Nationalsozialisten stellten. Doch nicht alle Literatur, die zwischen 1933 und 1945 in Deutschland veröffentlicht wurde, war »Naziliteratur«. Das literarische Leben war weitaus vielfältiger, als es sich in einem solch repressiven System erwarten ließe. Ideologienahe Literatur war nur eine Seite des Literaturbetriebs. Die andere Seite zeigt sich beispielsweise darin, daß es für jüdische Autorinnen und Autoren, wie für Gertrud Kolmar und Mascha Kaléko, noch bis 1938 bescheidene Publikationsmöglichkeiten in Deutschland gab. Viele Schriftsteller, die den Nationalsozialismus verabscheuten und verfolgt wurden, emigrierten ins Ausland, wie Bertolt Brecht oder Thomas Mann. Andere jedoch, wie Ricarda Huch oder Erich Kästner, blieben und suchten Zuflucht im »inneren Exil« – oder bemühten sich um Anpassung, wie Hans Fallada oder Gerhart Hauptmann. Und dann sind noch viele der großen Autoren der Nachkriegszeit zu nennen, wie Marie Luise Kaschnitz, Wolfgang Koeppen oder Max Frisch, deren literarische Anfänge in ebendiesen Jahren lagen. Das biographische Lexikon versammelt die wichtigsten Schriftsteller, die zwischen 1933 und 1945 in Deutschland publizierten – auch die, die bislang nirgends Berücksichtigung fanden. Es liefert verläßliche Daten und Beurteilungen, wertet erstmals zugängliche Dokumente aus und gibt in einem ausführlichen Essay eine Einführung in die Literatur- und Verlagspolitik der NS-Zeit.
Thema dieser aufschlußreichen Arbeit sind die Auswirkungen, die die Epoche des Faschismus und der Zusammenbruch des »Dritten Reiches« auf die psychische Entwicklung der während des Krieges oder unmittelbar danach geborenen Kinder der Täter gehabt haben. Dieses Buch verdient schon deshalb ein breites Interesse, weil sich Anita Eckstaedt auf ein auch von der westdeutschen Psychoanalyse bis heute weitgehend vernachlässigtes Terrain vorgewagt hat. Anita Eckstaedts Beschreibung und Analyse der psychischen Deformationen, in denen die Ideologie des Nationalsozialismus nach dem Zusammenbruch des »Dritten Reiches« bis heute überlebt und ihre unheilvolle Wirkung entfaltet hat, ist zweifellos ein wichtiger Beitrag zu der von der Nachkriegsgeneration unterlassenen Aufklärungs- und Trauerarbeit. Ihre Untersuchung gehört daher gleichwertig neben Alexander und Margarete Mitscherlichs Die Unfähigkeit zu trauern gestellt. Während deren sozialpsychologische Analyse der Abwehr- und Verleugnungsmechanismen, mit deren Hilfe sich die Nachkriegsgeneration ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit zu entledigen suchte, eher eine soziologische Bestandsaufnahme von außen war, entwickelt Anita Eckstaedt die gleiche Problematik aus der Situation der psychoanalytischen Behandlungsrealität heraus. Dadurch wird nachvollziehbar, wie die für die Kriegsgeneration von Alexander und Margarete Mitscherlich primär strukturell beschriebenen Phänomene und Symptome sich konkret auf die psychische Entwicklung der »zweiten Generation« ausgewirkt haben. (Joachim Weiner) 1991 hat Anita Eckstaedt im Suhrkamp Verlag veröffentlicht: Die Kunst des Anfangs. Psychoanalytische Erstgespräche.
Hieronymus Falk ist ein junger und außergewöhnlich talentierter Jazztrompeter, der eine goldene Zukunft vor Augen hat. Zusammen mit den »Hot-Time Swingers« spielt er im Berlin der dreißiger Jahre in Kellerbars – heimlich, denn »schwarze Musik« ist nicht erlaubt. Seine Hautfarbe macht es nicht einfacher, die Gefahr, als Kind einer deutschen Mutter und eines afrikanischen Vaters von den Nazis verhaftet zu werden, steigt mit jedem Tag. Als jedoch die schöne Amerikanerin Delilah auftaucht, scheint nicht nur Hieros Traum wahr zu werden: Sie will die Band nach Paris holen – zu keinem Geringeren als Louis Armstrong, um mit ihm eine Schallplatte einzuspielen. Doch die Ereignisse überschlagen sich und reißen alle Beteiligten mit in eine ungewisse Zukunft …
April 1945: In New York erscheint ein Roman mit dem Titel The Blue Danube, der sofort Aufsehen erregt. Sein Verfasser war dreißig Jahre zuvor nach Amerika ausgewandert. Mit einer geradezu unglaublichen Präzision erzählt er vom Grauen des NS-Staats, vom Alltag des Terrors in der deutschen Provinz. Der Roman, von dem es bis heute keine deutsche Übersetzung gab, spielt 1944 und beginnt in einem Biergarten an der Donau, in dem sich Herr Stolz, der Gauleiter von Regensburg, über das Essen beklagt. Als er zu einer Kapuzinerpredigt über den Schwarzhandel anheben will, schreit jemand: "Ein Schwein!" In diesem Augenblick spaziert der Bürgermeister am Donaukai vorbei, doch es handelt sich um ein echtes Schwein, das mitten im Fluß auf einem Floß dahintreibt und schließlich auf einer Insel landet, die von den Fischers bewohnt wird, die hier den Regensburger Rettich anbauen. Die Insel ist "ein Stachel im Fleisch des Finanzamts", weil sie nirgends registriert ist, offiziell also gar nicht existiert. Vor allem aber erweisen sich die Inselbewohner nicht nur als eigensinnig, sondern auch als renitent gegenüber der Naziherrschaft.
Im Berlin Anfang der sechziger Jahre konsultieren ein junger Jude und ein junger Deutscher, beide um die 25 Jahre, jeder für sich und ohne voneinander zu wissen, die gleiche Therapeutin: Anna Maria Jokl, die im Westen Berlins arbeitet. Yehuda und Volker zeigen körperliche Symptome und leiden seelische Qualen. In makellos klarer Prosa schreibt Anna Maria Jokl eine anschauliche Analyse, wie ein junger Jude und ein junger Deutscher von der nationalsozialistischen Ideologie an ihren Wurzeln gleichermaßen geschädigt wurden.
"»Eine Minute der Menschheit«, der erste Band in Stanislaw Lems Bibliothek des 21. Jahrhunderts, ist eine Momentaufnahme der Menschheit an der Schwelle zum 21. Jahrhundert; der zweite behandelt die neuen fürchterlichen Waffnsysteme, die Militärtechnologie und Strategie der Zukunft: und der dritte liefert den allgemeinen philosophischen Hintergrund, die Standortbestimmung des Menschen in der Welt. Neue Forschungsergebnisse aus Astronomie und Astrophysik haben erkennen lassen, welch außerordentlicher Zufall die Entstehung von Planetensystemen ist, auf denen sich Leben ausbilden kann. Ist das Leben aber einmal entstanden, ist es fortwährend von der Auslöschung durch kosmische Katastrophen bedroht, durch das Aufflammen von Supernovas. die jenes prekäre Gleichgewicht, in dem allein Leben möglich ist. jederzeit zerstören können. Das Leben, zumal das intelligente Leben, ist ein ständiger Balanceakt zwischen Katastrophen, die im Weltall eher die Norm sind. Die Spiralwirbel der Galaxien drehen sich wie ein Fleischwolf – ein Fleischwolf, der mal Leben gebiert, mal Leben wieder zermalmt. Dieser Vergänglichkeit allen Lebens ist sich die Menschheit der Zukunft immer schmerzlicher bewußt."
Die berühmte Trilogie Arno Schmidts mit einem Nachwort von Hans-Ulrich TreichelDen im Jahr 1953 publizierten Kurzroman Aus dem Leben eines Fauns verstand Arno Schmidt als Einleitung einer mit Brand's Haide fortgesetzten und mit Schwarze Spiegel (beide 1951) abgeschlossenen Trilogie, die er 1963 unter dem Titel Nobodaddy's Kinder im Verbund publizierte. Für die Zeit vom totalen Krieg bis zum (imaginierten) Atomkrieg entfaltet der Autor ein giftiges Panorama des Kleinbürgergehabes. Der fünfzigjährige Düring registriert im ersten Roman kühl-präzise mit beißenden Kommentaren Verhalten und Meinungen der Menschen während der nationalsozialistischen Herrschaft. Vor der kurzsichtigen Begeisterung seiner Kollegen bei Kriegsausbruch, vor der Dümmlichkeit seiner Vorgesetzten und vor seiner Frau, die den Sohn in den »Heldentod« treibt, zieht sich der »Faun« Düring in eine Blockhütte zurück – die ihn aber nicht vor dem Inferno bei einem Bombenangriff gegen Ende des Kriegs verschont. Brand's Haide setzt im Jahr 1946 ein mit dem Versuch eines Kriegsheimkehrers namens Schmidt, sich in einem Heidedorf anzusiedeln. Schwarze Spiegel schließlich beschwört die Zukunftsvision einer Welt, die 1955 von einem Atomkrieg vernichtet worden ist und den letzten überlebenden durch die Ruinen der untergegangenen Zivilisation streifen läßt.
Fünfzig Jahre nach Kriegsende drängt bei vielen Patienten die unerledigte Vergangenheit in Psychotherapien ans Licht. Es geht in deren Psychotherapie auch um die verinnerlichten dämonischen Bilder von Hitler, Himmler und Goebbels und anderen Führern und Verführern. Der Psychoanalytiker und Körpertherapeut Tilmann Moser zeigt auf, daß es schwierig, wenn nicht unmöglich ist, Hitler und andere Wirkkräfte, die Russen, die Bomberflotten, die arische Rasse, die Juden, in die Übertragung zu bringen. Denn neben den Elternbildern gibt es innere, »dämonische Figuren«, die Angst und Panik verbreiten können. Moser macht deutlich, daß die Verwendung von Rollenspiel und Inszenierung oft größere Chancen bietet, den Patienten mit seinen bedrohlichsten »Introjekten« und unbewußten Phantasien zu konfrontieren, als die ausschließliche Arbeit mit der Übertragung. Dem ersten theoretischen Teil »Psychoanalyse und Macht« folgt ein zweiter: Zehn Stundenprotokolle aus der Behandlung von verschiedenen Patienten, in deren früheren Therapien die NS-Zeit weitgehend ausgeblendet worden war, bringen Beispiele solcher Inszenierungen innerhalb einer analytischen Therapie.
Barbara, das »Hexenkind«, ist das jüngste von vier Kindern, Vater und Mutter sind glühende Anhänger Hitlers. Durch einen - so absichtslosen wie folgenschweren - Verrat Barbaras gerät ihre Familie in so erhebliche Schwierigkeiten, daß sie alle ihre Heimatstadt verlassen und während des Krieges in den Osten Deutschlands flüchten müssen. Der Verrat kostet anderen Menschen wahrscheinlich das Leben. Barbaras Schuldgefühle gegenüber ihren Eltern vermischen sich mit der belastenden Erinnerung an ein jüdisches Mädchen namens Ruth, von dem Barbara nicht weiß, wo es geblieben ist. Ein halbes Jahrhundert nach dieser Zeit und nach dem Schweigen in der Familie kämpft Barbara darum, die tiefen Beschädigungen im eigenen Körper loszuwerden und die Schuldgefühle zu bewältigen - und zugleich mit der Beziehung zur geliebten und gehassten Mutter ins reine zu kommen. Tilmann Moser legt mit diesem »Fall« ein Buch vor, in dem er deutsche Geschichte auf der Grundlage einer individuellen Geschichte erzählt.
Die Briefe des zweiten Bandes illustrieren die Jahre 1922-1935, den Alltag des 45- bis 58jährigen, die Schaffensperiode also, in welcher seine wichtigsten und einflußreichsten Bücher entstanden sind. »Siddhartha« (1922) wird abgeschlossen, ihm folgen »Kurgast« (1924) – inzwischen geht Hesse eine kurze, glücklose zweite Ehe ein –, »Steppenwolf« (1927), Nürnberger Reise (1927), »Narziß und Goldmund« (1930) – er heiratet Ninon Dolbin, die von nun an seine Lebensgefährtin bleibt –, Die »Morgenlandfahrt« (1932) und die Vorarbeiten zum »Glasperlenspiel«, seinem Gegenentwurf zu den Parolen Hitlerdeutschlands, ein Werk, das zwölf Jahre lang parallel zum nationalsozialistischen Niedergang Deutschlands entstehen wird.
Bertolt Brecht wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren und starb am 14. August 1956 in Berlin. Von 1917 bis 1918 studierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München Naturwissenschaften, Medizin und Literatur. Sein Studium musste er allerdings bereits im Jahr 1918 unterbrechen, da er in einem Augsburger Lazarett als Sanitätssoldat eingesetzt wurde. Bereits während seines Studiums begann Brecht Theaterstücke zu schreiben. Ab 1922 arbeitete er als Dramaturg an den Münchener Kammerspielen. Von 1924 bis 1926 war er Regisseur an Max Reinhardts Deutschem Theater in Berlin. 1933 verließ Brecht mit seiner Familie und Freunden Berlin und flüchtete über Prag, Wien und Zürich nach Dänemark, später nach Schweden, Finnland und in die USA. Neben Dramen schrieb Brecht auch Beiträge für mehrere Emigrantenzeitschriften in Prag, Paris und Amsterdam. 1948 kehrte er aus dem Exil nach Berlin zurück, wo er bis zu seinem Tod als Autor und Regisseur tätig war. Siegfried Unseld wurde am 28. September 1924 in Ulm geboren und starb am 26. Oktober 2002 in Frankfurt am Main. Nach dem Abitur wurde er im Zweiten Weltkrieg zum Kriegsdienst einberufen und war drei Jahre lang, bis 1945, als Marinefunker im Einsatz. Nach seiner Rückkehr absolvierte er beim Ulmer Aegis Verlag eine Lehre als Verlagskaufmann. 1947 erhielt er durch die Vermittlung von Professor Weischedel die erstrebte Zulassung an der Universität Tübingen und studierte dort Germanistik, Philosophie, Nationalökonomie, Völkerrecht, Bibliothekswissenschaften und Sinologie. Seinen Lebensunterhalt bestritt Unseld als Werkstudent. Bis 1950 arbeitete er im Verlag J. C. B. Mohr in Tübingen. 1951 promovierte er mit einer Dissertation über Hermann Hesse zum Dr. phil. 1952 trat er in den Suhrkamp Verlag ein, wurde 1958 Gesellschafter der Suhrkamp Verlag KG und übernahm nach dem Tod Peter Suhrkamps die Verlagsleitung. Neben seiner beruflichen Tätigkeit besuchte er 1955 das von Henry Kissinger geleitete Internationale Seminar der Harvard Universität in Cambridge/Mass. (USA). Unseld führte die Verlage Suhrkamp und Insel und den 1981 von ihm gegründeten Deutschen Klassiker Verlag bis zu seinem Tod im Jahr 2002. Siegfried Unseld wurde am 28. September 1924 in Ulm geboren und starb am 26. Oktober 2002 in Frankfurt am Main. Nach dem Abitur wurde er im Zweiten Weltkrieg zum Kriegsdienst einberufen und war drei Jahre lang, bis 1945, als Marinefunker im Einsatz. Nach seiner Rückkehr absolvierte er beim Ulmer Aegis Verlag eine Lehre als Verlagskaufmann. 1947 erhielt er durch die Vermittlung von Professor Weischedel die erstrebte Zulassung an der Universität Tübingen und studierte dort Germanistik, Philosophie, Nationalökonomie, Völkerrecht, Bibliothekswissenschaften und Sinologie. Seinen Lebensunterhalt bestritt Unseld als Werkstudent. Bis 1950 arbeitete er im Verlag J. C. B. Mohr in Tübingen. 1951 promovierte er mit einer Dissertation über Hermann Hesse zum Dr. phil. 1952 trat er in den Suhrkamp Verlag ein, wurde 1958 Gesellschafter der Suhrkamp Verlag KG und übernahm nach dem Tod Peter Suhrkamps die Verlagsleitung. Neben seiner beruflichen Tätigkeit besuchte er 1955 das von Henry Kissinger geleitete Internationale Seminar der Harvard Universität in Cambridge/Mass. (USA). Unseld führte die Verlage Suhrkamp und Insel und den 1981 von ihm gegründeten Deutschen Klassiker Verlag bis zu seinem Tod im Jahr 2002. Der Wissenschaftler, Kulturkritiker und Schriftsteller wurde am 19. März 1907 in Köln geboren. Er studierte Jura, Geschichte und Philosophie in Köln, Bonn und Berlin. Als Jude verfolgt, war er von 1933 bis 1945 in der Emigration in Frankreich und in der Schweiz. Von 1948 bis 1963 lehrte er Geschichte der Nationalliteraturen an der Universität Leipzig. Zwischen 1965 und 1973 war er Professor für Deutsche Sprache und Literatur an der Technischen Universität Hannover. Danach lebte er als Honorarprofessor in Tübingen. 1935, im Exil, begann er mit den Vorarbeiten für sein großes Werk über Georg Büchner; ohne Zuspruch von Carl J. Burckhardt wäre das Opus magnum nicht beendet worden. 1972 erschien eine Neuausgabe im Suhrkamp Verlag. 40 Titel von ihm sind seitdem in »seinem« Verlag publiziert worden, darunter Bücher über Goethe und Brecht, Thomas Mann und Richard Wagner; der letzte in diesen Tagen: »Erinnerungen an Willy Brandt«. Bundeskanzler Schröder drückte darüber brieflich noch seine Hochachtung aus. Hans Mayer war ein Lehrer für uns Deutsche. Ein Wissenschaftler, der mitten im Stalinismus Autoren wie Kafka, Proust, Joyce und Bloch verteidigte, der, wo immer in der Welt er lehrte, Literatur befragte, ob sie geeignet sei, Humanität zu befördern. Ein Gelehrter zwischen den Fronten, dessen wichtigste Werke nicht zufällig den Unbotmäßigen und »Außenseitern« gelten. Seine Erinnerungen waren Erinnerungen eines »Deutschen auf Widerruf«. Die Beschwörungen eines anderen Deutschland bereiteten neuen Kräften wie Uwe Johnson den Weg. Hans Mayer ist Ehrenbürger der Städte Köln und Leipzig, Ehrendoktor der Universitäten in Brüssel, Wisconsin und Leipzig, Ehrenprofessor der Universität Peking, Träger des »Großen Verdienstkreuzes mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland«. Hans Mayer, Nestor der deutschen Literaturwissenschaft, starb am Sonnabend, dem 19. Mai 2001, im Alter von 94 Jahren in Tübingen.