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        May 1995

        Tiefsinn und Scharfsinn

        Ferdinand Tönnies' begriffliche Konstitution der Sozialwelt

        by Peter-Ulrich Merz-Benz

        Merz-Benz' Untersuchung erschließt und rekonstruiert den systematischen Gehalt von Tönnies' Soziologie, einschließlich ihrer philosophischen Grundlagen. Der erste Teil arbeitet die für das Werk von Tönnies insgesamt maßgebende Fragestellung heraus. Der zweite Teil stellt die Erkenntnistheorie Tönnies' dar. Im Zentrum der Betrachtung stehen dabei seine Rezeption von Thomas Hobbes' Begriff der Naturwissenschaft sowie seine – unter Bezugnahme auf Spinoza, Schopenhauer und die biologische Deszendenztheorie – vorgenommene Neubegründung der Idee einer »Erkenntnis nach der Methode der Schöpfung«. Der dritte Teil schließlich konzentriert sich auf die von Tönnies in seiner »reinen Soziologie« ausgearbeitete begriffliche Konstitution der Sozialwelt. Im einzelnen wird hier gezeigt, wie Tönnies, gestützt auf Einsichten aus der ethisch-politischen Theorie von Thomas Hobbes sowie der Rechtsgeschichte, vorstößt zu dem, was den Kerngehalt seiner Soziologie bildet, eine willenstheoretisch begründete Begriffs-Architektonik der Sozialwelt.

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        December 2007

        Naturphilosophie als Metaphysik der Natur

        by Michael Esfeld

        Naturphilosophie und Metaphysik scheinen zwei unterschiedliche, ja, sich ausschließende philosophische Ansätze zu sein. Bestimmt man aber Naturphilosophie als Metaphysik der Natur im Sinne des Projekts, im Ausgang von den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zu einer kohärenten und vollständigen Sicht der Welt zu gelangen, ergibt sich eine neue und überraschende Konstellation. Die Bezugnahme auf die Naturwissenschaften verleiht der Metaphysik einerseits die Berechtigung dazu, revisionär zu sein, das heißt, Erkenntnisansprüche, die aus dem alltäglichen Weltverständnis stammen, zu revidieren. Andererseits ist eine solche Metaphysik ebenso hypothetisch wie die Wissenschaften selbst. Michael Esfeld zeigt zunächst, wie man in diesem Rahmen einen wissenschaftlichen Realismus vertreten kann, und begründet dann so umstrittene Thesen wie die eines vierdimensionalen Blockuniversums mit Ereignissen und Prozessen statt Substanzen oder die eines naturphilosophischen Holismus und Strukturenrealismus statt eines Atomismus und rehabilitiert die Idee notwendiger Verbindungen in der Natur.

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        November 2022

        Überreichweiten

        Perspektiven einer globalen Ideengeschichte

        by Martin Mulsow

        Ein Hamburger Arzt macht sich auf die Suche nach türkischen Kampfdrogen; drei Ostindienfahrer mixen in einer Apotheke auf Java ein »unerhörtes« Elixier; der Philosoph Leibniz sucht nach frühesten chinesischen Schriftzeichen; Spanier im peruanischen Potosí müssen sehen, wie in den Minen der Teufel angebetet wird; ein jesuitischer Missionar stößt in Isfahan auf einen östlichen Hermetismus; ein heterodoxer Abenteurer übergibt dem marokkanischen Botschafter ein geheimes Manuskript und ein Vaterunser-Sammler verzweifelt an den Vokabeln der afrikanischen Khoikhoi. Was zeichnet diese vormodernen Pioniere der Globalisierung des 17. und 18. Jahrhunderts aus? Wie gelingt oder misslingt ihnen die Bezugnahme auf die fremden und fernen Gegenstände, mit denen sie sich beschäftigen? Wie sind die Ideen, die bei ihnen anlanden, durch Raum und Zeit gereist? In seinem neuen Buch deutet Martin Mulsow die Frühe Neuzeit als eine Zeit der Überreichweiten, als eine Epoche, in der Quellen und Nachrichten aus nah und fern sich überlagerten, ohne dass man mit dieser Verdoppelung zurechtkam oder sie manchmal auch nur bemerkte. Es war ein Zeitalter der riskanten Referenz, das Mulsow mitreißend und gelehrt vor unseren Augen entstehen lässt.

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