Ana Bilic
Ana Bilic is a literary author, screenwriter and
View Rights PortalEs gibt Bilder, die nichts anderes als ein Ereignis sind – Bilder, die beim Betrachter einen Sturz in die tiefste Erinnerung auslösen, die Erinnerung an den erschütternden Traum, den man hatte und eben verliert; Bilder, die einer Offenbarung gleichkommen, uns in einen Zustand der Beteiligung versetzen, der mit Erleuchtung, mit Liebe zu tun hat. Francisco Goya hat viele dieser Art Bilder gemalt. Aus welchem Stoff ist ein Künstler gemacht, der solches vermag? Paul Nizon, »der Verzauberer« (Le Monde), erzählt Goyas Leben: als Magier der Maskerade und Meister der Entlarvung, als Schwarzmaler und schönheitstrunkener Hellseher. Und in seinen ebenso verblüffenden wie berückenden Bildbeschreibungen zeigt Nizon, wie dieser »Fürst der Schöpfung, der alles, was seine Hand berührte, zum Leben erweckte«, zuletzt reine Existenz, reine Essenz auf die Leinwand bannte: »ein Donnerhall der Ewigkeit in der Schwindsucht der Gegenwart«.
Pierre Michon ist einer der bedeutendsten französischen Gegenwartsschriftsteller. Im Mittelpunkt seiner neuen Erzählung »Die Elf«, einer meisterhaft vertrackten historischer Novelle, steht das berühmteste Gemälde der Französischen Revolution, das im Louvre hinter Panzerglas hängt und elf Direktoriumsmitglieder im Jahr II der Schreckensherrschaft porträtiert. Michon erzählt von dem Maler und dessen Familiengeschichte, von den elf Porträtierten und davon, wie und warum der Künstler den Auftrag zu diesem Bild erhielt - evozierend, akribisch, mit essayistischen Bemerkungen und Ausführungen. Dieses besondere Bild, »Die Elf«, schreibt Michon, bilde Geschichte nicht ab, sondern »sei« Geschichte, ihr Schrecken. Seine ebenso knappe wie virtuose Erzählung baut eine ganz eigene Spannung auf und hält sie, bis zum überraschenden Schluß.