Rabea Blue - Fantasyautorin
Rabea Blue is an author, writing fantasy, science-fiction and romance. She alreasy published short stories & novels.
View Rights PortalRabea Blue is an author, writing fantasy, science-fiction and romance. She alreasy published short stories & novels.
View Rights PortalFür Hans Blumenberg bedeutete Fragen nach Goethe eine unablässige, vor allem aber genußvolle Auseinandersetzung. In seinem facettenreichen, aus dem Nachlaß veröffentlichten Goethe-Buch zu Leben, Werk und Wirkung entsteht ein ebenso sympathetisches wie respektlos-witzig zugespitztes Bild des Olympiers. In eindringlichen Analysen beschreibt Blumenberg den allmählichen »Verfall der Beziehung zwischen Goethe und seiner Zeit«; er zeigt, wie Goethe seinen ästhetischen Weltbegriff entfaltet, wie kunstvoll er seine Existenz balanciert, wie er den Kampf gegen den Zeitgeist führt bei aller Geschmeidigkeit dessen, der doch selbst auf den Zeitgeschmack anspricht. Zugleich formuliert Blumenberg scharfzüngig seine Beobachtungen zur Goethe-Rezeption, u. a. bei Schopenhauer, Thomas Mann und Heine.
Auf die Frage, welchen Gegenwartsphilosophen er für den bedeutendsten halte, antwortete Hans Jonas mehr als einmal: Hans Blumenberg. Umgekehrt hatte Blumenberg vor wenigen seiner Kollegen mehr Respekt als vor Jonas. Ihr Briefwechsel, der sich über knapp 25 Jahre erstreckt, legt Zeugnis ab von dieser gegenseitigen Wertschätzung, aber auch von gelegentlichen Spannungen, und erlaubt Einblicke in biographische und werkgeschichtliche Hintergründe dieser beiden so wirkmächtigen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Der Briefwechsel beginnt 1954, nachdem sich die beiden Männer auf einem Kongress in Brüssel kennengelernt hatten, und endet 1978 mit der Erinnerung an dieses erste, so eindrucksvolle Treffen, das mit der Hoffnung einherging, der 1933 aus Deutschland vertriebene Jonas könne wieder nach Europa zurückkehren. Blumenbergs wiederholtes – und letztlich erfolgloses – Bemühen, Jonas erneut »in den Stromkreis des deutschen Geisteslebens« einzuschalten, durchzieht die Korrespondenz wie ein roter Faden. Dass der Briefwechsel 1978 abbricht, mag an Jonas’ spätem Hauptwerk Das Prinzip Verantwortung liegen, das Blumenberg sehr kritisch sah. Dies belegen bislang unveröffentlichte Texte aus seinem Nachlass, die dieser Edition zusammen mit weiteren Materialien beigegeben sind.
Hans Blumenberg wurde am 13. Juli 1920 in Lübeck geboren und starb am 28. März 1996 in Altenberge bei Münster. Nach seinem Abitur im Jahr 1939 durfte er keine reguläre Hochschule besuchen. Er galt trotz seiner katholischen Taufe als ›Halbjude‹. Folglich studierte Blumenberg zwischen 1939 und 1947 mit Unterbrechungen Philosophie, Germanistik und klassische Philosophie in Paderborn, Frankfurt am Main, Hamburg und Kiel. 1947 wurde Blumenberg mit seiner Dissertation Beiträge zum Problem der Ursprünglichkeit der mittelalterlich-scholastischen Ontologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel promoviert. Hier habilitierte er sich 1950 mit der Studie Die ontologische Distanz. Eine Untersuchung über die Krisis der Phänomenologie Husserls. Sein Lehrer während dieser Zeit war Ludwig Landgrebe. Im Jahr 1958 wurde Blumenberg in Hamburg außerordentlicher Professor für Philosophie und 1960 in Gießen ordentlicher Professor für Philosophie. 1965 wechselte er als ordentlicher Professor für Philosophie nach Bochum und ging im Jahr 1970 an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, wo er 1985 emeritiert wurde. Blumenberg war Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz (seit 1960), des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Mitgründer der 1963 ins Leben gerufenen Forschungsgruppe »Poetik und Hermeneutik«.
Hans Blumenberg wurde am 13. Juli 1920 in Lübeck geboren und starb am 28. März 1996 in Altenberge bei Münster. Nach seinem Abitur im Jahr 1939 durfte er keine reguläre Hochschule besuchen. Er galt trotz seiner katholischen Taufe als ›Halbjude‹. Folglich studierte Blumenberg zwischen 1939 und 1947 mit Unterbrechungen Philosophie, Germanistik und klassische Philosophie in Paderborn, Frankfurt am Main, Hamburg und Kiel. 1947 wurde Blumenberg mit seiner Dissertation Beiträge zum Problem der Ursprünglichkeit der mittelalterlich-scholastischen Ontologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel promoviert. Hier habilitierte er sich 1950 mit der Studie Die ontologische Distanz. Eine Untersuchung über die Krisis der Phänomenologie Husserls. Sein Lehrer während dieser Zeit war Ludwig Landgrebe. Im Jahr 1958 wurde Blumenberg in Hamburg außerordentlicher Professor für Philosophie und 1960 in Gießen ordentlicher Professor für Philosophie. 1965 wechselte er als ordentlicher Professor für Philosophie nach Bochum und ging im Jahr 1970 an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, wo er 1985 emeritiert wurde. Blumenberg war Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz (seit 1960), des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Mitgründer der 1963 ins Leben gerufenen Forschungsgruppe »Poetik und Hermeneutik«.
Die Urgeschichte der Theorie werden wir weiter entbehren müssen, weil wir von ihr nichts wissen können. Es fehlte der theoretische Antrieb, von ihr Kunde zu hinterlassen. Eine Urgeschichte der Theorie kann die Urgeschichte nicht ersetzen, nur daran erinnern, was uns entgangen ist. Hans Blumenberg
Ob es um den Aufstieg des Bürgertums geht oder um Beobachtungen des Wanderers durch die Mark Brandenburg, um die sprechenden Namen im Stechlin oder um die Birnen des Herrn von Ribbeck, um die Theaterkritik zur Uraufführung von Hauptmanns Vor Sonnenaufgang oder um preußische Grenadiere, um die Wahrheit oder um Sterben - wie ein roter Faden zieht sich eine Fontane-Spur durch Hans Blumenbergs nachgelassenes Werk: Reflexionen zu einzelnen Werken, oft nur Sätzen Fontanes, teils eng am Text, teils nur durch das auslösende Stichwort, die Fontane Formulierung, damit verbunden. Allen diesen Texten ist eines gemeinsam: es sind - fern aller philologischen Detailbesessenheit - anekdotische, gedankliche und sprachliche Miniaturen von höchster Kostbarkeit, Klarheit und Prägnanz. Hans Blumenberg (1920-1996) war zuletzt Ordinarius für Philosophie an der Universität Münster: Seine bekanntesten Bücher sind Die Legimität der Neuzeit (1966). Arbeit am Mythos (1979) und Die Lesbarkeit der Welt (1981). Postum erschien 1997 Die Vollzähligkeit der Sterne.
»Plötzlich kommt einer«, schrieb Frank Schirrmacher 1987 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zur Erstveröffentlichung dieses Bandes des Philosophen Hans Blumenberg (1920–1996) in der Bibliothek Suhrkamp, »und erzählt ganz neue, abenteuerliche und poetische Geschichten. ... Wir werden künftig, wenn wir von den führenden Schriftstellern des Landes reden, auch den Namen Blumenberg erwähnen müssen.« Meeresbeschimpfung. Professionelles Scheitern. Feinde. Wissensüberdruß. Nebenfolgen des Unauffällig bleiben. Ein Ketzer an Bord, auf Adria und Donau. Verschärfte Kasuistik des Seenotfalls. Im Schiffbruch nicht schwimmen können. Das beim Wort genommene Rettungsversprechen. Rechtzeitiger Verzicht auf Rettungen. Schon wieder Appetit zu Feigen. Tödliche Meeresstille. Rettung durch Untergänge. Darwins Schiffsbibel. Gebärden des Wirklichkeitsverlustes. Sinnlosigkeitsverdacht. Die Unruhe der Geister. Gerichtsverlust. Sinnbedarfs. Reste des Unerreichlichen. Das letzte aller Kultopfer: die Langeweile. Namen verordnen Lasten und Verluste. Rettungen ohne Untergänge. Grund und Boden: Zugrundegehen, auf den Grund gehen, auf einem Boden stehen. Stand und Bestand. Der Baugrund. Der Ackerboden. Der Sumpf. >AsphaltSumpf
Die Vollzähligkeit der Sterne ist eine Sammlung astronoetischer Glossen. »Astronoetik« ist Blumenbergs ironische Antwort auf die Frage, die immer wieder gestellt wurde, als Ende der fünfziger Jahre der erste falsche Komet, der piepende Kunstmond »Sputnik«, die Erde umkreiste und in der westlichen Welt den »Sputnik-Schock« auslöste: Und was haben wir Vergleichbares? »Die Texte dieses Buches sind in fast drei Jahrzehnten entstanden, als leise Ausbildung einer Umkreisung des Begriffs von Theorie aus der instrumentellen Ohnmacht und dem Schwund des Spektakulären heraus: Wie befand man sich in dieser Welt von Welten und zu ihr? Was blieb den Daheimgebliebenen der Astronautik? Sicher nicht nur, Glossen zu machen, aber das doch auch als heitere Kompensation dafür, daß dieses Daheim nicht gemütlicher werden wollte.« Hans Blumenberg
Seit der frühen Neuzeit und verstärkt seit der Aufklärung sollte das göttliche Privileg vom unbedingten Besitz der Wahrheit demokratisiert werden. Die Enthüllung der Wahrheit war auch ein herrschaftskritisches Motiv. Hans Blumenberg verfolgt in diesem späten Nachlasstext die Figur der nackten Wahrheit durch die Philosophiegeschichte, allerdings mit einer verstärkten Aufmerksamkeit für die Kosten jenes Enthüllungsgestus. Nietzsche, der Verteidiger der Rhetorik, und Freud, der die Entwicklung seiner Theorie ohne Rücksicht auf das Wohl einzelner Patienten verfolgt habe, sind für Blumenberg dabei die zentralen Antipoden.
In den letzten Jahren seines Lebens hat Hans Blumenberg eine Auswahl von Glossen zur Publikation zusammengestellt, die über sein »mögliches Selbstverständnis« Auskunft geben sollten. In der schließlich auf zwei Bände verteilten Sammlung ging es um Blumenbergs »Lebensthemen«: die Macht von Begriffen und Metaphern, das Lesen und Verlesen, die Rolle der Zuschauer, den Menschen als Distanzwesen, seine Sterblichkeit, Endzeittümelei und die Schrecknisse reiner Theorie. Die Texte der beiden Bände, die erst aus dem Nachlass publiziert werden konnten, erscheinen nun in einem Band in einer überarbeiteten Neuausgabe. Sie können als Wegweiser durch Blumenbergs Denken dienen.
»Zu den Sachen!« Das war die Devise und das Programm der von Edmund Husserl begründeten Phänomenologie. Die Art, wie Hans Blumenberg an sie anknüpft, wird bereits im Titel seines Buches deutlich genug. Neben und nach der Unmittelbarkeit der Anschauung muß auch die Distanz zu ihrem Recht kommen: der Begriff, das Symbol, die Metapher, alle Formen der Indirektheit und der Delegation.Ausgangspunkte der Beschreibungen sind immer wieder Manuskripte aus Husserls Nachlaß. Wo man dem Phänomenologen beim frischen Ausprobieren, bei riskanten überlegungen und freimütiger Selbstkorrektur zuschauen kann, lassen sich auch die Anfänge jener Wege finden, die zu beschreiten Husserl dann doch zurückschreckte.Zu den Themen Blumenbergs, die sich daraus ergeben, gehört das Verhältnis von Tastsinn und Sehsinn, von Aufmerksamkeit und Auffälligkeit, von Reflexion und Reduktion, von Retention und Erinnerung, von Subjektivität und Intersubjektivität. Immer wieder überrascht Blumenberg den Leser mit erhellenden Einblendungen, in denen Kant und Wittgenstein, Schopenhauer, Nietzsche und Freud zu Wort kommen. Zu den Sachen und zurück erweist sich als eine philosophische Grundlegung für Blumenbergs Projekt einer im Gegenzug zu Heidegger konzipierten genuin phänomenologischen Anthropologie.
Zu den heftig diskutierten Themen der zeitgenössischen Philosophie gehört die Frage nach der Lebenswelt. Oft erscheint sie als eine Welt des alltäglichen Handelns, aus der die Philosophie entspringt, ohne doch in ihr aufgehen zu können. Zum 90. Geburtstag von Hans Blumenberg präsentiert der Suhrkamp Verlag nun einen Nachlaßtext, in dem der Philosoph das Problem weit radikaler faßt. Blumenberg begreift die Lebenswelt nicht als faktische Welt oder Alltagswelt, sondern als die Welt, wie sie wäre, wenn es in ihr keine unbeantworteten Fragen, keine unbefriedigten Bedürfnisse, keine ungesicherten Aussagen gäbe. In dieser Welt der Selbstverständlichkeit ist Philosophie noch nicht möglich oder nicht mehr nötig. Von Kants »Ding an sich« über die Schwarzen Löcher der Astronomen bis hin zum Zustand wunschlosen Glücks reichen Blumenbergs Vergleiche, die auf immer wieder überraschende Weise beleuchten, worin die Schwierigkeiten liegen, die Lebenswelt überhaupt zum Gegenstand von Erkenntnis zu machen. Es zeigt sich, daß die Beziehung zwischen Theorie und Lebenswelt in einer Erfahrung des Verlusts gesucht werden muß: Wissenschaft ist nichts anderes als der Versuch, mit den Folgen des Verschwindens von Selbstverständlichkeit fertig zu werden.
In Hans Blumenbergs Nachlaß findet sich eine Mappe mit dem Kürzel »GT«, die einige kleinere Schriften zur Geistesgeschichte der Technik enthält. Auf wenigen Seiten entfaltet Blumenberg darin auf gewohnt pointierte Weise Überlegungen, wie eine solche Geistesgeschichte – etwa im Unterschied zur üblichen Technikgeschichte – überhaupt aussehen könnte. Damit ist er als Vordenker für die Historiographie naturwissenschaftlicher und technischer Entwicklungen, die gegenwärtig vor allem in wissenschaftshistorischer Perspektive Konjunktur hat, noch zu entdecken. Die meisten dieser Texte erscheinen hier zum ersten Mal in gedruckter Form, wie etwa zwei längere Vorträge, die Blumenberg in den 1960er Jahren in wissenschaftlichen Kontexten, aber auch im Rundfunk einer breiteren Öffentlichkeit vorgetragen hatte. Einer dieser Vorträge mit dem Titel »Die Maschinen und der Fortschritt. Gedanken zu einer Geistesgeschichte der Technik« ist als einziger der Radiobeiträge Hans Blumenbergs erhalten geblieben und dem Buch beigegeben.
Im Januar 1948, kurz nach Abschluss des Promotionsverfahrens, beginnt Hans Blumenberg mit der Arbeit an seiner Habilitationsschrift. Sie wächst sich rasch zu einem monumentalen Projekt aus, das nicht weniger will, als den philosophischen Horizont der Moderne vor dem Hintergrund ihrer Krise zu vermessen. Diesen Anspruch löst Die ontologische Distanz zwar nicht ganz ein, aber mit der Verknüpfung von geschichtsphilosophischen Interessen und phänomenologischer Methode bereitet die Studie den Boden, auf dem Blumenbergs große bewusstseinshistorische Untersuchungen der folgenden Jahrzehnte gedeihen. Mehr als siebzig Jahre nach der Niederschrift wird Die ontologische Distanz nun erstmals publiziert, unter anderem ergänzt um Materialien aus dem Nachlass. In seinem Nachwort rekonstruiert der Herausgeber die komplexe Entstehungsgeschichte des Werks, in der Blumenbergs prekäre Arbeitsbedingungen ebenso eine Rolle spielen wie seine Lektüre von Husserls nachgelassenen Texten und sein wachsender Widerstand gegen Heideggers Philosophie. Der Band macht eine wichtige Etappe von Blumenbergs Denkweg nachvollziehbar und schließt mit Blick auf das Frühwerk eine markante Lücke.
In der Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts ist kaum eine überraschendere Konstellation denkbar als die zwischen Hans Blumenberg und Ernst Jünger. Ernst Jünger, der "Mann vom Mond", gehört zu denjenigen Autoren der Gegenwart, die polarisiert und Anlaß zu überaus heftigen Kontroversen gegeben haben. Zwischen Nationalbolschewismus und Postmoderne oszilllierend, sind Ernst Jüngers Werke Streitschriften.
'Ich möchte Ihnen daher auch das nackte Faktum mitteilen, daß ich 1971 den Kontakt zu Carl Schmitt gesucht und gefunden habe. Darüber wird viel später mehr zu sagen sein', schreibt Hans Blumenberg 1977 an Jacob Taubes angesichts einer Kontroverse, die mit Die Legitimität der Neuzeit begonnen hatte. Schmitt hatte Blumenbergs Einwände gegen seine Theorie zwar ernst genommen, sie aber zugleich dezidiert zurückgewiesen. Ihre Fortsetzung fand die Auseinandersetzung in einem guten Dutzend bisher unpublizierten Briefen, die Blumenberg und Schmitt über die Grundlagen neuzeitlicher Weltsicht und Anthropologie, über Goethes 'ungeheuren Spruch', aber auch über Geschichtsphilosophie, Eschatologie und Selbstmord wechselten.
Hans Blumenberg schwebte in den 1950er und 1960er Jahren eine Verbindung von Technik- und Zeitphilosophie vor, auf die bis heute nur selten Bezug genommen wird. Das mag daran liegen, dass er nie eine »Philosophie der Technik« geschrieben hat – allerdings findet sich in seinem Nachlass eine Reihe von kleineren Schriften, in denen er seine Überlegungen zu diesem Thema pointiert entfaltet. Standen diese zunächst noch unter dem Eindruck einer klaren Differenz von Natur und Technik, distanziert er sich im Umfeld der Legitimität der Neuzeit zunehmend von ihr, und die Konzepte der Selbsterhaltung und Selbstbehauptung treten in den Vordergrund. Der Band stellt erstmals sämtliche Beiträge Blumenbergs aus diesem Kontext zusammen und macht seine Philosophie der Technik greifbar.
Die Korrespondenz zwischen Hans Blumenberg und Jacob Taubes dokumentiert das inhaltsreiche und nicht ganz spannungsfreie Verhältnis zweier Intellektueller, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Auf der einen Seite Hans Blumenberg, der eines der eindrucksvollsten Gesamtwerke deutschsprachiger Philosophie des 20. Jahrhunderts geschaffen hat; auf der anderen Seite der Religionsphilosoph Jacob Taubes, der es wie kein Zweiter verstand, Intellektuelle unterschiedlichster Fachrichtungen miteinander ins Gespräch zu bringen. Der Briefwechsel setzt 1961 ein, als Taubes die Vertretung des Lehrstuhls für Judaistik am neu gegründeten Institut für die Wissenschaft des Judentums an der Freien Universität Berlin übernahm, und endet 20 Jahre später wiederum mit einem Brief von Taubes aus Frankfurt, in dem er Blumenberg berichtet, er habe auf der Buchmesse dessen 'Die Lesbarkeit der Welt' entdeckt. Dazwischen wird allerlei verhandelt: vor allem das Werk Blumenbergs, das in Taubes einen kongenialen Leser gefunden hat, aber auch die Situation an den Universitäten und die berühmte Forschungsgruppe 'Poetik und Hermeneutik'. Und natürlich geht es auch um Carl Schmitt und Gershom Scholem und nicht zuletzt um den Suhrkamp Verlag, insbesondere die neue Reihe 'Theorie', zu deren Herausgebern Blumenberg und Taubes gehörten. Die 56 überlieferten Briefe werden nun zusammen mit weiteren Materialien zum ersten Mal kommentiert vorgelegt. Sie führen ins Zentrum der intellektuellen Debatten der 1960er und 1970er Jahre und sind ein wichtiges Stück Geistesgeschichte der alten Bundesrepublik aus der Perspektive zweier ihrer wichtigsten Vertreter.
Jacob Taubes (1923-1987) war zuletzt Professor für Judaistik und Hermeneutik an der Freien Universität Berlin sowie ständiger Gastdozent an der Maison des Sciences de l'Homme in Paris. Hans Blumenberg wurde am 13. Juli 1920 in Lübeck geboren und starb am 28. März 1996 in Altenberge bei Münster. Nach seinem Abitur im Jahr 1939 durfte er keine reguläre Hochschule besuchen. Er galt trotz seiner katholischen Taufe als ›Halbjude‹. Folglich studierte Blumenberg zwischen 1939 und 1947 mit Unterbrechungen Philosophie, Germanistik und klassische Philosophie in Paderborn, Frankfurt am Main, Hamburg und Kiel. 1947 wurde Blumenberg mit seiner Dissertation Beiträge zum Problem der Ursprünglichkeit der mittelalterlich-scholastischen Ontologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel promoviert. Hier habilitierte er sich 1950 mit der Studie Die ontologische Distanz. Eine Untersuchung über die Krisis der Phänomenologie Husserls. Sein Lehrer während dieser Zeit war Ludwig Landgrebe. Im Jahr 1958 wurde Blumenberg in Hamburg außerordentlicher Professor für Philosophie und 1960 in Gießen ordentlicher Professor für Philosophie. 1965 wechselte er als ordentlicher Professor für Philosophie nach Bochum und ging im Jahr 1970 an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, wo er 1985 emeritiert wurde. Blumenberg war Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz (seit 1960), des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Mitgründer der 1963 ins Leben gerufenen Forschungsgruppe »Poetik und Hermeneutik«. Jürgen Habermas wurde am 18. Juni 1929 in Düsseldorf geboren. Von 1949 bis 1954 studierte er in Göttingen, Zürich und Bonn die Fächer Philosophie, Geschichte, Psychologie, Deutsche Literatur und Ökonomie. Er lehrte unter anderem an den Universitäten Heidelberg und Frankfurt am Main sowie der University of California in Berkeley und war Direktor des Max-Planck-Instituts zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt in Starnberg. Jürgen Habermas erhielt zahlreiche Ehrendoktorwürden und Preise, darunter den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (2001) und den Kyoto-Preis (2004). Geboren am 5. Januar 1927 in Marburg, studierte Dieter Henrich von 1946 bis 1950 in Marburg, Frankfurt und Heidelberg (u.a. bei Hans-Georg Gadamer) Philosophie. 1950 Dissertation: Die Grundlagen der Wissenschaftslehre Max Webers. Nach der Habilitation 1955/56 Lehrtätigkeiten als ordentlicher Professor in Berlin (ab 1960) und Heidelberg (ab 1965), Gastprofessuren in den USA ( Harvard, Columbia, University of Michigan, Yale); 1981 Berufung an die Ludwig-Maximilians-Universität in München, Ordinarius für Philosophie bis zur Emeritierung 1994. Seit 1997 Honorarprofessor an der Berliner Humboldt-Universität.
1947 legt Hans Blumenberg aus Bargteheide in Holstein an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel seine unter schwierigsten persönlichen Umständen entstandene Dissertation Beiträge zum Problem der Ursprünglichkeit der mittelalterlich-scholastischen Ontologie vor. Hinter diesem Titel verbirgt sich eine mit ständigem Bezug auf die Philosophie Heideggers und seine »Fundamentalontologie« geführte Auseinandersetzung mit dem Denken des christlichen Mittelalters, in dem die Frage nach dem Grund des Seins eine so krisenhafte wie produktive Zuspitzung erfahren hatte. Die Dissertation wird von den Gutachtern Ludwig Landgrebe und Rudolf Schneider mit »ausgezeichnet« bewertet, aber sämtliche Bemühungen, zeitnah einen Verlag für die Arbeit zu finden, scheitern. Blumenbergs brillantes Erstlingswerk blieb mehr als 70 Jahre ungedruckt. Nun wird es erstmals publiziert in einer leserorientierten Edition, die unter anderem Übersetzungen der zahlreichen altsprachlichen Zitate wie auch ein »Verzeichnis der Referenzliteratur« bietet, das die Lücke des im Original fehlenden Literaturverzeichnisses schließt und dieses darüber hinaus durch heute zugängliche Ausgaben ergänzt. In ihrem Nachwort beleuchten die Herausgeber den Entstehungskontext dieses Werks, das überraschende Perspektiven auf Blumenbergs Biographie und Denkentwicklung eröffnet.