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        September 2016

        Adventskatzen

        24 Geschichten für die schönste Zeit des Jahres

        by Gesine Dammel

        Von einer jungen Katze, die den Schnee entdeckt, und einem gestandenen Kater, der über besondere Sangeskünste verfügt, warum es ohne Katzen keinen Weihnachtsmann mehr gäbe und wie das gewesen sein soll mit der Katze, dem Lieben Gott und dem Menschen – davon und von vielem anderen mehr erzählen die hier versammelten Geschichten von Katja Berlin, Eva Demski, Charlotte Link, Andrea Schacht, James Herriot, Cees Nooteboom, Hans-Ulrich Treichel u. v. a. Mit einer Gebrauchsanweisung und ausführlichen Tipps, wie Sie Ihrer Katze die Adventszeit und die kalten Wintertage versüßen ...

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        February 2008

        Lehrer - Eine Gebrauchsanweisung für Schüler

        Das ultimative Spickmich-Schülerbuch

        by Dicks, Bernd

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        April 1997

        Tanzstunden für Erwachsene und Fortgeschrittene

        by Bohumil Hrabal, Franz Peter Künzel

        »Tanzstunden für Erwachsene und Fortgeschrittene« ist keine Gebrauchsanweisung für den Tanzkurs daheim, sondern der Monolog eines alten, sympathischen Zausel. Ein alter Mann, der sich nicht mehr wäscht und mehrere Hosen übereinander trägt, berichtet bei einer zufälligen Gelegenheit einem hübschen jungen »Fräulein«, dem er Rosen in fremden Gärten pflückt und Flugreisen verspricht, sein Leben. Er tut es unkonventionell, wie ihm die Dinge gerade in den Sinn kommen, geschwätzig und respektlos, renommiersüchtig und listenreich. »Die Suada ließe sich in die Formel fassen: Die Welt ist das, als was man sie ansieht. Hier wird sie nicht unbedingt ernster genommen als unbedingt nötig. Mit hinterhältigem Witz und unter Harmlosigkeit getarnter Ironie erredet sich Hrabals Ich-Erzähler eine Freiheit, die immun macht, weil es die Freiheit der Narren ist.« »Wolfgang Werth«

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        February 2006

        Die Kunst, Fehler zu machen.

        by Manfred Osten

        Aus Erfahrung wird man klug, sagt ein Sprichwort. Ohne Fehler und Irrtümer gibt es keine Entwicklung. Die gegenwärtige Null-Fehler-Kultur aber tut sich schwer damit, Fehler zu akzeptieren. Bisher stützte sich der Mensch als »gebrechliches Wesen in der zerbrechlichen Einrichtung der Welt« zur Korrektur und Begrenzung seiner Irrtümer und Fehler vor allem auf Erfahrung. Angesichts der rasanten Zunahme von abstraktem Wissen vor dem Horizont virtueller Welten lassen sich schwer noch sinnliche Erfahrungen machen. Dadurch stellt die Bewältigung von Fehlern zunehmend eine überforderung dar. Mutiert der »antiquierte« Mensch in einer »Null-Fehler-Kultur« selbst zum größten anzunehmenden Unfall und Risikofaktor? Wird deswegen unermüdlich an seiner Perfektionierung gebastelt? Manfred Osten stellt die grundsätzliche Frage nach der Relativität unseres rational orientierten westlichen Fehlerverständnisses und unserer Fehlerbeherrschung. Ein Plädoyer gegen den Perfektionismus, eine kleine Gebrauchsanweisung, Fehler zu machen und Irrtümer einzugestehen. »Wenn irren menschlich ist, dann ist nicht zu irren unmenschlich.«

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        March 2004

        Der europäische Bildungskanon des bürgerlichen Zeitalters

        by Manfred Fuhrmann, Manfred Fuhrmann, Manfred Fuhrmann

        Die PISA-Studie hat gezeigt, daß Deutschland auch in einer Bildungskrise steckt. Zugleich aber ist Bildung im klassischen Sinn gar nicht mehr gefragt in den Tests, die mehr die Fähigkeit zur Lektüre einer Gebrauchsanweisung und ihrer praktischen Umsetzung als das Verstehen von Literatur überprüfen sollen. über Jahrhunderte gab es eine einheitliche europäische Bildung. Vom frühen Mittelalter bis zum ersten Drittel des 20. Jahrhunderts setzte sich jede wichtige Neuerung mit geringer Verzögerung auf dem ganzen Kontinent durch. Die Zeit aber, in der die philosophische, künstlerische und wissenschaftliche Tradition lebendig, in der ein Bildungskanon verbindlich war, scheint vorbei – und doch ist beides prägend auch noch für unsere heutige Kultur. Die neu entfachte Kanondebatte ist ein Indiz dafür.Nach der Definition der Begriffe »Bildung« und »Kanon« beschreibt Manfred Fuhrmann die Rezeption der Antike und die Institutionen, die entscheidend zu einer gesamteuropäischen Bildung beigetragen haben.In einem weiteren Teil des Buches werden die bürgerlichen Einrichtungen – Theater, Konzertwesen und Museum – dargestellt sowie die Gegenstände der bürgerlichen Bildung: Philosophie, Geschichte und Literatur, Musik, Mathematik und Naturwissenschaften. Abschließend untersucht Fuhrmann die gegenwärtige Bildungsmisere, zeigt ihre Ursachen auf und weist einen Weg aus ihr hinaus.

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        June 2023

        J.S. Bach

        »Wie wunderbar sind deine Werke«

        by Michael Maul

        „Wie wunderbar sind deine Werke“ – Eine Liebeserklärung an die Musik des Thomaskantors BachJohann Sebastian Bachs 300 Jahre alte Kirchenmusik begeistert heute Musikfreunde auf der ganzen Welt. Der bekannte Bachforscher Michael Maul, Intendant des Leipziger Bachfestes, bietet mit seinem neuen Buch eine fundierte und zugleich gut verständliche 'Gebrauchsanweisung' für die Musik des berühmten Leipziger Thomaskantors. Er staunt anschaulich über atemberaubende Momente in Bachs Kantaten, Passionen oder der h-Moll-Messe, und er lässt in seinen sehr persönlichen Monologen mit Bach den Entstehungskontext der Werke und die oft verblüffenden Zusammenhänge zwischen Text und Musik - und manchmal auch Biographie - lebendig werden. Zugleich deckt Maul auf, warum Bach alsbald an seiner "wunderlichen Obrigkeit" verzweifelte, er die zunächst unbändige Lust auf das Komponieren von Kirchenmusik nach fünf Jahren im Thomaskantorat fast gänzlich verlor und sich mehr und mehr in eine innere Emigration zurückzog. Kurz: Mauls neues Buch ist eine ebenso glühende wie berührende Liebeserklärung an seinen Komponisten-Gott. Sie verfolgt vor allem ein Ziel: bei den Leserinnen und Lesern Lust zu wecken, sich Bachs Werke anzuhören. Zahlreiche Abbildungen und eine bei Spotify abrufbare Playlist ergänzen den Band und machen ihn zu einem Geschenkbuch für alle Musikliebhaber.

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        June 1993

        Sechsunddreißig Stunden

        Die Geschichte vom Fräulein Pollinger. Roman

        by Ödön von Horváth, Traugott Krischke, Traugott Krischke

        Ödön Horváth wurde am 9. Dezember 1901 in Sušak, einem Vorort von Fiume dem heutigen Rijeka/Kroatien, geboren und starb am 1. Juni 1938 in Paris. Seine Kindheit verbrachte er in Belgrad, Budapest, Pressburg und München. 1920 begann Horvath Gedichte zu schreiben. Die meisten seiner Manuskripte aus dieser Zeit vernichtete er jedoch. Den ersten großen Erfolg hat er mit seinem Stück Die Bergbahn, welches 1929 in Berlin uraufgeführt wurde. Weitere Erfolge bleiben nicht aus. Für sein Bühnenstück Geschichten aus dem Wiener Wald bekommt er den Kleist-Preis. Der Roman Jugend ohne Gott wird im Jahr 1991 von Michael Knof für die Deutsche Film AG (DEFA) inszeniert und ist in der filmedition suhrkamp erhältlich.   Zeittafel 1901 Geburt als Edmund (Ödön) Josef von Horváth, erster Sohn des Diplomaten Dr. Edmund Josef von Horváth (18741950) und Maria Hermine, geb. Prehnal (1882-1959) Horváth beschreibt seine Herkunft später folgendermaßen: 'Sie fragen mich nach meiner Heimat, ich antworte: ich wurde in Fiume geboren, bin in Belgrad, Budapest, Preßburg, Wien und München aufgewachsen und habe einen ungarischen Paß - aber: ›Heimat‹ ? Kenn ich nicht. Ich bin eine typisch alt-österreichisch-ungarische Mischung: magyarisch, kroatisch, deutsch, tschechisch - mein Name ist magyarisch, meine Muttersprache ist deutsch' (Bd. II, S. 184) 1902 Familie Horváth zieht nach Belgrad um, wo ein Jahr später der Bruder Lajos von Horváth zur Welt kommt. 1908 Umzug der Familie Horváth nach Budapest, wo ein Hauslehrer Ödön in ungarischer Sprache unterrichtet. 1909 Sein Vater, im Frühjahr in den Adelsstand erhoben, wird im Herbst nach München versetzt; doch Ödön selbst bleibt in Budapest und besucht dort das erzbischöfliche Internat. 1913 Ödön zieht zu den Eltern und besucht die dritte Klasse des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums, ehe er im folgenden Jahr auf das Realgymnasium wechselt. Seine Zensuren sind nicht die besten (vgl. Mat. IV, S. 32), überdies kommt es mit dem Religionslehrer Dr. Heinzinger zu Differenzen, die sich später in Horváths Werk niederschlagen. Im Rückblick auf diese Jahre schreibt Horváth: 'Während meiner Schulzeit wechselte ich viermal die Unterrichtssprache und besuchte fast jede Klasse in einer anderen Stadt. Das Ergebnis war, daß ich keine Sprache ganz beherrschte. Als ich das erste Mal nach Deutschland kam, konnte ich keine Zeitung lesen, da ich keine gotischen Buchstaben kannte, obwohl meine Muttersprach die deutsche ist. Erst mit vierzehn [!] Jahren schrieb ich den ersten deutschen Satz' (Bd. II, S. 183) 1915 Sein Vater wird von der Front abberufen und erneut nach München beordert. Später schreibt Ödön über diese Jahre: 'An die Zeit vor 1914 erinnere ich mich nur, wie an ein langweiliges Bilderbuch. Alle meine Kindheitserlebnisse habe ich im Kriege vergessen. Mein Leben beginnt mit der Kriegserklärung' (ebd.). 1916 Umzug der Familie nach Preßburg, wo Ödön wieder eine ungarische Schule besucht. Er beginnt zu schreiben, doch nur das Gedicht 'Luci in Macbeth. Eine Zwerggeschichte von Ed. v. Horváth' bleibt erhalten. 1918 Vor Kriegsende wird der Vater erneut nach Budapest berufen, so dass Ödön die Nachkriegswirren in der ungarischen Hauptstadt erlebt, sich dort stark für die machtpolitischen Kämpfe interessiert und sich schließlich im Galilei-Kreis engagiert, einer Gruppe junger Leute, die mit Begeisterung die national-revolutionären Werke von Endre Ady (1877-1919) liest. 1919 Während der Vater im Frühjahr zurück nach München versetzt wird, kommt Ödön in die Obhut seines Onkels Josef Prehnal (1875-1929) - dem Vorbild des Rittmeisters in Geschichten aus dem Wiener Wald - in Wien, wo er das Privatgymnasium der Salvatorianer besucht. Nach dem Abitur im Sommer zieht auch er wieder nach München, immatrikuliert sich im Herbst an der Ludwig-Maximilians-Universität und besucht psychologische, literatur-, theater- und kunstwissenschaftliche Seminare bis zum Wintersemester 1921/22. 1920 Ödön beginnt Gedichte zu schreiben. Daneben lernt er 'durch einen Zufall' (Bd. II, S. 199) den Komponisten Siegfried Kallenberg (1867-1944) kennen, auf dessen Anregung die Pantomime Das Buch der Tänze entsteht. Über seinen Werdegang als 'Literat' berichtet er später in einem Radiointerview: 'Ich besuchte 1920 in München die Universität und hatte, wie man so zu sagen pflegt, Interesse an der Kunst, hatte mich selber aber in keiner Weise noch irgendwie künstlerisch betätigt - nach außen hin - innerlich, mit dem Gedanken schon, da sagte ich mir: Du könntest doch eigentlich Schriftsteller werden, du gehst doch zum Beispiel gern ins Theater, hast bereits allerhand erlebt, du widersprichst gern, fast dauernd, und dieser eigentümliche Drang, das was man so sieht und erlebt und vor allem: was man sich einbildet, daß es die Anderen erleben, niederzuschreiben, den hast, du auch - und dann weißt du auch, daß man nie Konzessionen machen darf und daß es dir immer schon gleichgültig war, was die Leute über dich geredet haben - und so hatte ich eigentlich schon auch das, was pathetische Naturen als die ›Erkenntnis einer dichterischen Mission‹ bezeichnen' (ebd., S. 198 f.). 1922 Das Buch der Tänze wird mit zwei anderen Werken konzertant aufgeführt und erscheint anschließend in einer Auflage von 5oo Exemplaren im Münchner EI Schahin Verlag. 1926 kauft Ödön die Restauflage mit Hilfe seines Vaters auf und vernichtet sämtliche Exemplare. Horváth war sich anfänglich keineswegs sicher, ob er als Schriftsteller arbeiten sollte oder nicht, denn im Rückblick bemerkt er: 'Ich versuchte es noch mit allerhand mehr oder minder bürgerlichen Berufen - aber es wurde nie etwas Richtiges daraus - anscheinend war ich doch zum Schriftsteller geboren' (ebd., S. 199 f.). 1923 Ödön beginnt intensiv zu schreiben, doch die meisten Manuskripte aus diesen Jahren vernichtet er. Vermutlich entstehen in dieser Zeit das Fragment 'Dosa' und das Schauspiel Mord in der Mohrengasse, aus dem einzelne Motive in späteren Stücken auftauchen. 1924 Im Satireblatt Simplicissimus erscheinen erstmals Horváths Sportmärchen. Nach einer längeren Parisreise mit dem Bruder beschließt Ödön nach Berlin umzuziehen, und in Berliner Zeitungen werden in den nächsten Jahren weitere Sportmärchen publiziert. 1926 Am Stadttheater in Osnabrück wird Das Buch der Tänze am 19. Februar uraufgeführt, das auf negative Kritiken stößt. Zur gleichen Zeit entstehen die Dramen Revoltle auf Côte 3018, das den Bau der Zugspitzbahn zum Anlass nimmt, und Zur schönen Aussicht. 1927 Im Berliner Büro der 'Deutschen Liga für Menschenrechte' sichtet Horváth Unterlagen für eine Denkschrift zur Justizkrise und stößt dabei auf Material über Fememorde der Schwarzen Reichswehr, das er später in seinem Stück Sladek oder Die schwarze Armee verarbeitet. Die Uraufführung Revolte auf Cöte 3018 in Hamburg am 4. November wird ein Misserfolg, weshalb Horváth das Stück bearbeitet und es unter dem Titel Die Bergbahn vervielfältigen lässt. In einem Radiointerview beschreib er später sein Volksstück so: 'Das Stück hat zum Inhalt den Kampf zwischen Kapital und Arbeitskraft. Zwische den beiden Parteien steht ein Ingenieur, und durch ihn ist die Stellung der sogenannten Intelligenz im Produktionsprozeß charakterisiert' (ebd., S. 200). 1928 Horváth schreibt das Stück Sladek oder Die schwarz Armee, arbeitet es später um. Die Neufassung erhält den Titel Sladek, der schwarze Reichswehrmann. In diesen und im folgenden Jahr verfasst er daneben sendereife Sieben Szenen für den Rundfunk unter dem Titel Stunde der Liebe, die aber erst 1973 im Radio zu hören sind. 1929 Mit großem Erfolg wird am 4. Januar Die Bergbahn in Berlin uraufgeführt. Das Haus Ullstein bietet ihm daraufhin ein Fixum und einen Vertrag an, sodass Horváth zukünftig als freier Schriftsteller leben kann. Er schreibt die Posse Rund um den Kongreß, einzelne Kapitel des späteren Romans Der ewige Spießer sowie die Geschichten der Agnes Pollinger und entwirft den Roman Der Mittelstand. In einer Matinee-Veranstaltung wird am 13. Oktober Sladek, der schwarze Reichswehrmann uraufgeführt. Das Stück enttäuscht die Kritik, ruft aber bei den Nationalsozialisten heftige Angriffe hervor. 1930 Der Roman Der ewige Spießer erscheint im zur Ullstein AG gehörenden Berliner Propyläen Verlag, in dessen Theaterabteilung Arcadia auch seine Dramen publizier werden. Zugleich schreibt Horváth an den beiden Volksstücken Geschichten aus dem Wiener Wald und Italieniscbe Nacht und greift in seinem Stück Die Lehrerin von Regensburg das reale Schicksal der ersten protestantischen Volksschullehrerin Elly-Maldaque in Regensburg auf. Am 12.9. tritt er aus der katholischen Kirche aus. 1931 Am 20. März wird im Berliner Theater am Schiffbauerdamm Italienische Nacht mit großem Erfolg uraufgeführt. Eine entpolitisierte Fassung des Stückes hat am 5. Juli in Wien Premiere, anlässlich der Horváth in einem Interview erklärt, er habe 'eben' die Geschichten aus dem Wiener Wald abgeschlossen, an denen er lange Zeit gearbeitet hatte. Im Herbst erhält Horváth auf Vorschlag Carl Zuckmayers (1896-1977) zusammen mit Erik Reger (1893-1954) den Kleist-Preis. Die Uraufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald am 2. November am Deutschen Theater in Berlin wird zu einem entscheidenden Theatererfolg und macht Horváth zum anerkannten Dramatiker. Zusammen mit R. A. Stemmle (1903-1974) schreibt Horváth an einer Ausstattungsrevue 'Magazin des Glücks' für Max Reinhardt (1873-1943), die aber nicht vollendet wird, im Gegensatz zu seinem Volksstück Kasimir und Karoline. 1932 Horváth arbeitet an seinem Stück Glaube Liebe Hoffnung, gibt ein Radiointerview (vgl. Bd. II, S. 196 ff.) und tritt bei Autorenlesungen in München auf. Am 18. November wird Kasimir und Karoline in Leipzig und eine Woche später - in der gleichen Inszenierung - in Berlin uraufgeführt. Die Kritik reagiert gespalten, und Horváth sieht sich veranlasst, für künftige Inszenierungen eine 'Gebrauchsanweisung' (vgl. ebd., S. 215 ff.) für seine Stücke zu verfassen. Der Vertrag zwischen Ullstein und Horváth, der ihm zunächst 300 Mark und ab 1931 500 Mark monatlich zusicherte, wird 'auf Grund gegenseitigen freundschaftlichen Übereinkommens' gelöst. 1933 Heinz Hilpert (1890-1967) wird von den Nationalsozialisten gezwungen, das zur Uraufführung angenommene Stück Glaube Liebe Hoffnung wieder abzusetzen. Auch andere Stücke Horváths dürfen nicht mehr gespielt werden. In Murnau wird das Haus der Eltern Horváths von einem SA-Trupp durchsucht. Horváth verlässt daraufhin Deutschland, wohnt zunächst in Österreich, wo er an dem Stück Die Unbekannte aus der Seine schreibt. Da Horváth in Deutschland als unerwünschte Person gilt und um die ungarische Staatsbürgerschaft zu behalten, muss er nach Budapest reisen. Dieses Erlebnis verarbeitet er später in der Posse Hin und Her. In Wien heiratet er am 27. Dezember die Sängerin Maria Elsner (1905-1981), doch die Ehe wird bereits am 2. September 1934 wieder geschieden. 1934 Die geplante Uraufführung des Stücks Die Unbekannte aus der Seine in Wien kommt nicht zustande. Horváth reist nach Berlin, da er ein Bühnenwerk über den Nationalsozialismus plant. Seine Eindrücke finden sich in den Skizzen zum Stück Der Lenz ist da! (GW 1970, Bd. 4, S 100 ff.) und später im Roman Jugend ohne Gott. In Berlin findet Horváth Anschluss an die Filmindustrie, entwickelt mehrere Stoffe, schreibt an Filmdialogen und verschiedenen Exposés. Zugleich setzt er seine dramatischen Arbeiten fort und vollendet das Märchen 'Himmelwärts'. Am 13. Dezember hat in Zürich die Komödie Hin und Her Premiere. 1935 Horváths finanzielle Lage verschlechtert sich, da sein Stücke in Deutschland nicht mehr gespielt werden können. Zugleich verfasst er Skizzen und Fragmente zum Thema 'Flucht aus der Gegenwart' und entwickelt mit seinem Bruder den Plan zu einem bebilderten Briefroman mit dem Titel 'Die Reise ins Paradies' (GW 1970, Bd. 4 S. 456 f.). Als Auftragsarbeit für den Max Pfeffer Verlag schreibt Horváth das Stück Mit dem Kopf durch die Wand, dessen Uraufführung am 10. Dezember in Wien bei der Kritik durchfällt. Darüber schreibt er später: 'Einmal beging ich einen Sündenfall. Ich schrieb ein Stück, ›Mit dem Kopf durch die Wand‹, ich machte Kompromisse, verdorben durch den neupreußischen Einfluß und wollte ein Geschäft machen, sonst nichts. Es wurde gespielt und fiel durch. Eine gerechte Strafe' (Bd. II, S. 227). 1936 Horváth arbeitet intensiv an seinen Stücken, sodass Der jüngste Tag, Figaro läßt sich scheiden und Don Juan kommt aus dem Krieg fertig werden. Er lebt meistenteils in Wien und in Henndorf bei Salzburg. Als er im August seine Eltern in Possenhofen besucht, wird ihm mitgeteilt, seine Aufenthaltsgenehmigung sei ihm entzogen und er habe Deutschland binnen 24 Stunden zu verlassen. Am 13. November wird Glaube Liebe Hoffnung in Wien unter dem Titel Liebe, Pflicht und Hoffnung uraufgeführt. 1937 Horváth beginnt, sich von fast all seinen Bühnenstücken zu distanzieren (vgl. ebd.), und plant das Projekt 'Komödie des Menschen', das er als Kontrast zu Mit dem Kopf durch die Wand (1935) begreift: 'So habe ich mir nun die Aufgabe gestellt, frei von Verwirrung die Komödie des Menschen zu schreiben, ohne Kompromisse, ohne Gedanken ans Geschäft. Es gibt nichts Entsetzlicheres als eine schreibende Hur. Ich geh nicht mehr auf den Strich und will unter dem Titel ›Komödie des Menschen‹ fortan meine Stücke schreiben, eingedenk der Tatsache, daß im ganzen genommen das menschliche Leben immer ein Trauerspiel, nur im einzelnen eine Komödie ist' (ebd.). In Henndorf beendet er seinen Roman Jugend ohne Gott, der im Herbst im Amsterdamer Verlag Allert de Lange erscheint. Dem Romanerfolg, der mehrere Übersetzungen nach sich zieht, stehen einige Uraufführungen gegenüber, die aber meistens folgenlos bleiben: am 2. April Figaro läßt sich scheiden in Prag, am 24. September Ein Dorf ohne Männer in Prag, am 5. Dezember Himmelwärts in Wien, am 11. Dezember Der jüngste Tag in Mährisch-Ostrau. Noch im selben Jahr beginnt er mit der Arbeit an seinem zweiten Roman Ein Kind unserer Zeit, der ein Jahr später ebenfalls im Allert de Lange Verlag veröffentlicht wird. 1938 Starke Depressionen, Unzufriedenheit mit seinen Arbeiten und finanzielle Probleme hindern Horváth an der Vollendung seiner Pläne. Vom Romankonzept 'Adieu Europa!' entstehen nur wenige Seiten. Während mehrere seiner Freunde Österreich verlassen - Walter Mehring (1896-1981) emigriert nach Zürich, Hertha Pauli (1909-1972) nach Paris, Franz Theodor Csokor (1885-1969) nach Polen -, fährt Horváth zunächst nach Budapest, später weiter nach Fiume. Von Budapest schreibt er an F. Th. Csokor: 'Gott, was sind das für Zeiten! Die Welt ist voller Unruhe, alles drunter und drüber, und noch weiß man nichts Gewisses! Man müßte ein Nestroy sein, um all das definieren zu können, was einem undefiniert im Wege steht! Die Hauptsache, lieber guter Freund, ist: Arbeiten! Und nochmals: Arbeiten! Und wieder: Arbeiten! Unser Leben ist Arbeit - ohne sie haben wir kein Leben mehr. Es ist gleichgültig, ob wir den Sieg oder auch nur die Beachtung unserer Arbeit erfahren, - es ist völlig gleichgültig, solange unsere Arbeit der Wahrheit und der Gerechtigkeit geweiht bleibt' (GW 1970, Bd. 4 S. 680). Dem Besuch weiterer Städte folgt eine Besprechung am 1. Juni mit Robert Siodmak (1900-1973) in Paris, der eine Verfilmung von Jugend ohne Gott plant. Horváth beabsichtigt, am nächsten Morgen nach Zürich weiterzureisen. Gegen 19:30 Uhr wird er von einem herabstürzenden Ast gegenüber dem Théâtre Marigny erschlagen. In seiner Tasche soll man auf einer Zigarettenschachtel folgende Zeilen gefunden haben: 'Und die Leute werden sagen / In fernen blauen Tagen / Wird es einmal recht / Was falsch ist und was echt // Was falsch ist, wird verkommen / Obwohl es heut regiert. / Was echt ist, das soll kommen - / Obwohl es heut krepiert' (ebd., S. 688). Am 7. Juni findet die Beerdigung Ödön von Horváths auf dem Pariser Friedhof Saint-Ouen unter Anteilnahme vieler Exilautoren statt.

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        January 1995

        Die großen Dramen und Romane. 7 Bände in Kassette

        by Ödön von Horváth, Traugott Krischke

        Ödön Horváth wurde am 9. Dezember 1901 in Sušak, einem Vorort von Fiume dem heutigen Rijeka/Kroatien, geboren und starb am 1. Juni 1938 in Paris. Seine Kindheit verbrachte er in Belgrad, Budapest, Pressburg und München. 1920 begann Horvath Gedichte zu schreiben. Die meisten seiner Manuskripte aus dieser Zeit vernichtete er jedoch. Den ersten großen Erfolg hat er mit seinem Stück Die Bergbahn, welches 1929 in Berlin uraufgeführt wurde. Weitere Erfolge bleiben nicht aus. Für sein Bühnenstück Geschichten aus dem Wiener Wald bekommt er den Kleist-Preis. Der Roman Jugend ohne Gott wird im Jahr 1991 von Michael Knof für die Deutsche Film AG (DEFA) inszeniert und ist in der filmedition suhrkamp erhältlich. Zeittafel 1901 Geburt als Edmund (Ödön) Josef von Horváth, erster Sohn des Diplomaten Dr. Edmund Josef von Horváth (18741950) und Maria Hermine, geb. Prehnal (1882-1959) Horváth beschreibt seine Herkunft später folgendermaßen: 'Sie fragen mich nach meiner Heimat, ich antworte: ich wurde in Fiume geboren, bin in Belgrad, Budapest, Preßburg, Wien und München aufgewachsen und habe einen ungarischen Paß - aber: ›Heimat‹ ? Kenn ich nicht. Ich bin eine typisch alt-österreichisch-ungarische Mischung: magyarisch, kroatisch, deutsch, tschechisch - mein Name ist magyarisch, meine Muttersprache ist deutsch' (Bd. II, S. 184) 1902 Familie Horváth zieht nach Belgrad um, wo ein Jahr später der Bruder Lajos von Horváth zur Welt kommt. 1908 Umzug der Familie Horváth nach Budapest, wo ein Hauslehrer Ödön in ungarischer Sprache unterrichtet. 1909 Sein Vater, im Frühjahr in den Adelsstand erhoben, wird im Herbst nach München versetzt; doch Ödön selbst bleibt in Budapest und besucht dort das erzbischöfliche Internat. 1913 Ödön zieht zu den Eltern und besucht die dritte Klasse des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums, ehe er im folgenden Jahr auf das Realgymnasium wechselt. Seine Zensuren sind nicht die besten (vgl. Mat. IV, S. 32), überdies kommt es mit dem Religionslehrer Dr. Heinzinger zu Differenzen, die sich später in Horváths Werk niederschlagen. Im Rückblick auf diese Jahre schreibt Horváth: 'Während meiner Schulzeit wechselte ich viermal die Unterrichtssprache und besuchte fast jede Klasse in einer anderen Stadt. Das Ergebnis war, daß ich keine Sprache ganz beherrschte. Als ich das erste Mal nach Deutschland kam, konnte ich keine Zeitung lesen, da ich keine gotischen Buchstaben kannte, obwohl meine Muttersprach die deutsche ist. Erst mit vierzehn [!] Jahren schrieb ich den ersten deutschen Satz' (Bd. II, S. 183) 1915 Sein Vater wird von der Front abberufen und erneut nach München beordert. Später schreibt Ödön über diese Jahre: 'An die Zeit vor 1914 erinnere ich mich nur, wie an ein langweiliges Bilderbuch. Alle meine Kindheitserlebnisse habe ich im Kriege vergessen. Mein Leben beginnt mit der Kriegserklärung' (ebd.). 1916 Umzug der Familie nach Preßburg, wo Ödön wieder eine ungarische Schule besucht. Er beginnt zu schreiben, doch nur das Gedicht 'Luci in Macbeth. Eine Zwerggeschichte von Ed. v. Horváth' bleibt erhalten. 1918 Vor Kriegsende wird der Vater erneut nach Budapest berufen, so dass Ödön die Nachkriegswirren in der ungarischen Hauptstadt erlebt, sich dort stark für die machtpolitischen Kämpfe interessiert und sich schließlich im Galilei-Kreis engagiert, einer Gruppe junger Leute, die mit Begeisterung die national-revolutionären Werke von Endre Ady (1877-1919) liest. 1919 Während der Vater im Frühjahr zurück nach München versetzt wird, kommt Ödön in die Obhut seines Onkels Josef Prehnal (1875-1929) - dem Vorbild des Rittmeisters in Geschichten aus dem Wiener Wald - in Wien, wo er das Privatgymnasium der Salvatorianer besucht. Nach dem Abitur im Sommer zieht auch er wieder nach München, immatrikuliert sich im Herbst an der Ludwig-Maximilians-Universität und besucht psychologische, literatur-, theater- und kunstwissenschaftliche Seminare bis zum Wintersemester 1921/22. 1920 Ödön beginnt Gedichte zu schreiben. Daneben lernt er 'durch einen Zufall' (Bd. II, S. 199) den Komponisten Siegfried Kallenberg (1867-1944) kennen, auf dessen Anregung die Pantomime Das Buch der Tänze entsteht. Über seinen Werdegang als 'Literat' berichtet er später in einem Radiointerview: 'Ich besuchte 1920 in München die Universität und hatte, wie man so zu sagen pflegt, Interesse an der Kunst, hatte mich selber aber in keiner Weise noch irgendwie künstlerisch betätigt - nach außen hin - innerlich, mit dem Gedanken schon, da sagte ich mir: Du könntest doch eigentlich Schriftsteller werden, du gehst doch zum Beispiel gern ins Theater, hast bereits allerhand erlebt, du widersprichst gern, fast dauernd, und dieser eigentümliche Drang, das was man so sieht und erlebt und vor allem: was man sich einbildet, daß es die Anderen erleben, niederzuschreiben, den hast, du auch - und dann weißt du auch, daß man nie Konzessionen machen darf und daß es dir immer schon gleichgültig war, was die Leute über dich geredet haben - und so hatte ich eigentlich schon auch das, was pathetische Naturen als die ›Erkenntnis einer dichterischen Mission‹ bezeichnen' (ebd., S. 198 f.). 1922 Das Buch der Tänze wird mit zwei anderen Werken konzertant aufgeführt und erscheint anschließend in einer Auflage von 5oo Exemplaren im Münchner EI Schahin Verlag. 1926 kauft Ödön die Restauflage mit Hilfe seines Vaters auf und vernichtet sämtliche Exemplare. Horváth war sich anfänglich keineswegs sicher, ob er als Schriftsteller arbeiten sollte oder nicht, denn im Rückblick bemerkt er: 'Ich versuchte es noch mit allerhand mehr oder minder bürgerlichen Berufen - aber es wurde nie etwas Richtiges daraus - anscheinend war ich doch zum Schriftsteller geboren' (ebd., S. 199 f.). 1923 Ödön beginnt intensiv zu schreiben, doch die meisten Manuskripte aus diesen Jahren vernichtet er. Vermutlich entstehen in dieser Zeit das Fragment 'Dosa' und das Schauspiel Mord in der Mohrengasse, aus dem einzelne Motive in späteren Stücken auftauchen. 1924 Im Satireblatt Simplicissimus erscheinen erstmals Horváths Sportmärchen. Nach einer längeren Parisreise mit dem Bruder beschließt Ödön nach Berlin umzuziehen, und in Berliner Zeitungen werden in den nächsten Jahren weitere Sportmärchen publiziert. 1926 Am Stadttheater in Osnabrück wird Das Buch der Tänze am 19. Februar uraufgeführt, das auf negative Kritiken stößt. Zur gleichen Zeit entstehen die Dramen Revoltle auf Côte 3018, das den Bau der Zugspitzbahn zum Anlass nimmt, und Zur schönen Aussicht. 1927 Im Berliner Büro der 'Deutschen Liga für Menschenrechte' sichtet Horváth Unterlagen für eine Denkschrift zur Justizkrise und stößt dabei auf Material über Fememorde der Schwarzen Reichswehr, das er später in seinem Stück Sladek oder Die schwarze Armee verarbeitet. Die Uraufführung Revolte auf Cöte 3018 in Hamburg am 4. November wird ein Misserfolg, weshalb Horváth das Stück bearbeitet und es unter dem Titel Die Bergbahn vervielfältigen lässt. In einem Radiointerview beschreib er später sein Volksstück so: 'Das Stück hat zum Inhalt den Kampf zwischen Kapital und Arbeitskraft. Zwische den beiden Parteien steht ein Ingenieur, und durch ihn ist die Stellung der sogenannten Intelligenz im Produktionsprozeß charakterisiert' (ebd., S. 200). 1928 Horváth schreibt das Stück Sladek oder Die schwarz Armee, arbeitet es später um. Die Neufassung erhält den Titel Sladek, der schwarze Reichswehrmann. In diesen und im folgenden Jahr verfasst er daneben sendereife Sieben Szenen für den Rundfunk unter dem Titel Stunde der Liebe, die aber erst 1973 im Radio zu hören sind. 1929 Mit großem Erfolg wird am 4. Januar Die Bergbahn in Berlin uraufgeführt. Das Haus Ullstein bietet ihm daraufhin ein Fixum und einen Vertrag an, sodass Horváth zukünftig als freier Schriftsteller leben kann. Er schreibt die Posse Rund um den Kongreß, einzelne Kapitel des späteren Romans Der ewige Spießer sowie die Geschichten der Agnes Pollinger und entwirft den Roman Der Mittelstand. In einer Matinee-Veranstaltung wird am 13. Oktober Sladek, der schwarze Reichswehrmann uraufgeführt. Das Stück enttäuscht die Kritik, ruft aber bei den Nationalsozialisten heftige Angriffe hervor. 1930 Der Roman Der ewige Spießer erscheint im zur Ullstein AG gehörenden Berliner Propyläen Verlag, in dessen Theaterabteilung Arcadia auch seine Dramen publizier werden. Zugleich schreibt Horváth an den beiden Volksstücken Geschichten aus dem Wiener Wald und Italieniscbe Nacht und greift in seinem Stück Die Lehrerin von Regensburg das reale Schicksal der ersten protestantischen Volksschullehrerin Elly-Maldaque in Regensburg auf. Am 12.9. tritt er aus der katholischen Kirche aus. 1931 Am 20. März wird im Berliner Theater am Schiffbauerdamm Italienische Nacht mit großem Erfolg uraufgeführt. Eine entpolitisierte Fassung des Stückes hat am 5. Juli in Wien Premiere, anlässlich der Horváth in einem Interview erklärt, er habe 'eben' die Geschichten aus dem Wiener Wald abgeschlossen, an denen er lange Zeit gearbeitet hatte. Im Herbst erhält Horváth auf Vorschlag Carl Zuckmayers (1896-1977) zusammen mit Erik Reger (1893-1954) den Kleist-Preis. Die Uraufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald am 2. November am Deutschen Theater in Berlin wird zu einem entscheidenden Theatererfolg und macht Horváth zum anerkannten Dramatiker. Zusammen mit R. A. Stemmle (1903-1974) schreibt Horváth an einer Ausstattungsrevue 'Magazin des Glücks' für Max Reinhardt (1873-1943), die aber nicht vollendet wird, im Gegensatz zu seinem Volksstück Kasimir und Karoline. 1932 Horváth arbeitet an seinem Stück Glaube Liebe Hoffnung, gibt ein Radiointerview (vgl. Bd. II, S. 196 ff.) und tritt bei Autorenlesungen in München auf. Am 18. November wird Kasimir und Karoline in Leipzig und eine Woche später - in der gleichen Inszenierung - in Berlin uraufgeführt. Die Kritik reagiert gespalten, und Horváth sieht sich veranlasst, für künftige Inszenierungen eine 'Gebrauchsanweisung' (vgl. ebd., S. 215 ff.) für seine Stücke zu verfassen. Der Vertrag zwischen Ullstein und Horváth, der ihm zunächst 300 Mark und ab 1931 500 Mark monatlich zusicherte, wird 'auf Grund gegenseitigen freundschaftlichen Übereinkommens' gelöst. 1933 Heinz Hilpert (1890-1967) wird von den Nationalsozialisten gezwungen, das zur Uraufführung angenommene Stück Glaube Liebe Hoffnung wieder abzusetzen. Auch andere Stücke Horváths dürfen nicht mehr gespielt werden. In Murnau wird das Haus der Eltern Horváths von einem SA-Trupp durchsucht. Horváth verlässt daraufhin Deutschland, wohnt zunächst in Österreich, wo er an dem Stück Die Unbekannte aus der Seine schreibt. Da Horváth in Deutschland als unerwünschte Person gilt und um die ungarische Staatsbürgerschaft zu behalten, muss er nach Budapest reisen. Dieses Erlebnis verarbeitet er später in der Posse Hin und Her. In Wien heiratet er am 27. Dezember die Sängerin Maria Elsner (1905-1981), doch die Ehe wird bereits am 2. September 1934 wieder geschieden. 1934 Die geplante Uraufführung des Stücks Die Unbekannte aus der Seine in Wien kommt nicht zustande. Horváth reist nach Berlin, da er ein Bühnenwerk über den Nationalsozialismus plant. Seine Eindrücke finden sich in den Skizzen zum Stück Der Lenz ist da! (GW 1970, Bd. 4, S 100 ff.) und später im Roman Jugend ohne Gott. In Berlin findet Horváth Anschluss an die Filmindustrie, entwickelt mehrere Stoffe, schreibt an Filmdialogen und verschiedenen Exposés. Zugleich setzt er seine dramatischen Arbeiten fort und vollendet das Märchen 'Himmelwärts'. Am 13. Dezember hat in Zürich die Komödie Hin und Her Premiere. 1935 Horváths finanzielle Lage verschlechtert sich, da sein Stücke in Deutschland nicht mehr gespielt werden können. Zugleich verfasst er Skizzen und Fragmente zum Thema 'Flucht aus der Gegenwart' und entwickelt mit seinem Bruder den Plan zu einem bebilderten Briefroman mit dem Titel 'Die Reise ins Paradies' (GW 1970, Bd. 4 S. 456 f.). Als Auftragsarbeit für den Max Pfeffer Verlag schreibt Horváth das Stück Mit dem Kopf durch die Wand, dessen Uraufführung am 10. Dezember in Wien bei der Kritik durchfällt. Darüber schreibt er später: 'Einmal beging ich einen Sündenfall. Ich schrieb ein Stück, ›Mit dem Kopf durch die Wand‹, ich machte Kompromisse, verdorben durch den neupreußischen Einfluß und wollte ein Geschäft machen, sonst nichts. Es wurde gespielt und fiel durch. Eine gerechte Strafe' (Bd. II, S. 227). 1936 Horváth arbeitet intensiv an seinen Stücken, sodass Der jüngste Tag, Figaro läßt sich scheiden und Don Juan kommt aus dem Krieg fertig werden. Er lebt meistenteils in Wien und in Henndorf bei Salzburg. Als er im August seine Eltern in Possenhofen besucht, wird ihm mitgeteilt, seine Aufenthaltsgenehmigung sei ihm entzogen und er habe Deutschland binnen 24 Stunden zu verlassen. Am 13. November wird Glaube Liebe Hoffnung in Wien unter dem Titel Liebe, Pflicht und Hoffnung uraufgeführt. 1937 Horváth beginnt, sich von fast all seinen Bühnenstücken zu distanzieren (vgl. ebd.), und plant das Projekt 'Komödie des Menschen', das er als Kontrast zu Mit dem Kopf durch die Wand (1935) begreift: 'So habe ich mir nun die Aufgabe gestellt, frei von Verwirrung die Komödie des Menschen zu schreiben, ohne Kompromisse, ohne Gedanken ans Geschäft. Es gibt nichts Entsetzlicheres als eine schreibende Hur. Ich geh nicht mehr auf den Strich und will unter dem Titel ›Komödie des Menschen‹ fortan meine Stücke schreiben, eingedenk der Tatsache, daß im ganzen genommen das menschliche Leben immer ein Trauerspiel, nur im einzelnen eine Komödie ist' (ebd.). In Henndorf beendet er seinen Roman Jugend ohne Gott, der im Herbst im Amsterdamer Verlag Allert de Lange erscheint. Dem Romanerfolg, der mehrere Übersetzungen nach sich zieht, stehen einige Uraufführungen gegenüber, die aber meistens folgenlos bleiben: am 2. April Figaro läßt sich scheiden in Prag, am 24. September Ein Dorf ohne Männer in Prag, am 5. Dezember Himmelwärts in Wien, am 11. Dezember Der jüngste Tag in Mährisch-Ostrau. Noch im selben Jahr beginnt er mit der Arbeit an seinem zweiten Roman Ein Kind unserer Zeit, der ein Jahr später ebenfalls im Allert de Lange Verlag veröffentlicht wird. 1938 Starke Depressionen, Unzufriedenheit mit seinen Arbeiten und finanzielle Probleme hindern Horváth an der Vollendung seiner Pläne. Vom Romankonzept 'Adieu Europa!' entstehen nur wenige Seiten. Während mehrere seiner Freunde Österreich verlassen - Walter Mehring (1896-1981) emigriert nach Zürich, Hertha Pauli (1909-1972) nach Paris, Franz Theodor Csokor (1885-1969) nach Polen -, fährt Horváth zunächst nach Budapest, später weiter nach Fiume. Von Budapest schreibt er an F. Th. Csokor: 'Gott, was sind das für Zeiten! Die Welt ist voller Unruhe, alles drunter und drüber, und noch weiß man nichts Gewisses! Man müßte ein Nestroy sein, um all das definieren zu können, was einem undefiniert im Wege steht! Die Hauptsache, lieber guter Freund, ist: Arbeiten! Und nochmals: Arbeiten! Und wieder: Arbeiten! Unser Leben ist Arbeit - ohne sie haben wir kein Leben mehr. Es ist gleichgültig, ob wir den Sieg oder auch nur die Beachtung unserer Arbeit erfahren, - es ist völlig gleichgültig, solange unsere Arbeit der Wahrheit und der Gerechtigkeit geweiht bleibt' (GW 1970, Bd. 4 S. 680). Dem Besuch weiterer Städte folgt eine Besprechung am 1. Juni mit Robert Siodmak (1900-1973) in Paris, der eine Verfilmung von Jugend ohne Gott plant. Horváth beabsichtigt, am nächsten Morgen nach Zürich weiterzureisen. Gegen 19:30 Uhr wird er von einem herabstürzenden Ast gegenüber dem Théâtre Marigny erschlagen. In seiner Tasche soll man auf einer Zigarettenschachtel folgende Zeilen gefunden haben: 'Und die Leute werden sagen / In fernen blauen Tagen / Wird es einmal recht / Was falsch ist und was echt // Was falsch ist, wird verkommen / Obwohl es heut regiert. / Was echt ist, das soll kommen - / Obwohl es heut krepiert' (ebd., S. 688). Am 7. Juni findet die Beerdigung Ödön von Horváths auf dem Pariser Friedhof Saint-Ouen unter Anteilnahme vieler Exilautoren statt.

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