Mediendesign Dr. Georg Hauptfeld GmbH Edition Konturen
We are publishing book about the central questions of our culture in politics, philosophy, art and history.
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View Rights PortalAcademic publishing house (ancient history of economics, history of science/medicine, geography, musicology, philosophy of law). Berliner Wissenschaft-Verlag is an imprint.
View Rights PortalGeorge Steiner, geboren 1929 in Paris, lehrte vergleichende Literaturgeschichte in Genf und Cambridge. Ab 1994 war er Professor für Komparatistik an der Universität Oxford (Lord-Weidenfeld-Lehrstuhl). Am 3. Februar 2020 verstarb George Steiner im Alter von 90 Jahren in Cambridge.
»Verflechten sich die Wurzeln des Unmenschlichen mit denen der Hochzivilisation?« Dieser Frage hatte George Steiner sich bereits in seinen Essays über Sprache und Schweigen gestellt. In Blaubarts Burg – anspielend auf ein berühmtes Gruselmärchen und dessen Vertonung in Béla Bartóks Oper – leitet die nicht eindeutig zu beantwortende Frage zu einem Ausblick auf die Kultur der Gegenwart und Zukunft über: Die literarische Wort- und Wertekultur, die unwiederbringlich verlorengeht, wird abgelöst von einer universalen musikalischen Soundkultur und schließlich überwältigt von Naturwissenschaft und Technik. Angesichts der Unmöglichkeit, abzuschätzen, wohin eine solche Entwicklung führen mag, fühlt sich der Kulturkritiker wie Blaubarts Geliebte, als sie den Schlüssel zur letzten Tür verlangt, nachdem ihr die Öffnung der anderen Türen alle Spielarten des Schreckens vor Augen geführt hat. Zwei mögliche Haltungen bieten sich in einem solchen Moment der Nachkultur an: die grimmige Ergebung Freuds oder die »fröhliche Wissenschaft« Nietzsches.
George Steiner, geboren 1929 in Paris, lehrte vergleichende Literaturgeschichte in Genf und Cambridge. Ab 1994 war er Professor für Komparatistik an der Universität Oxford (Lord-Weidenfeld-Lehrstuhl). Am 3. Februar 2020 verstarb George Steiner im Alter von 90 Jahren in Cambridge.
Einen brillanten Essay, eine Variation in zehn Sätzen über Glanz und Elend des Denkens legt George Steiner hier vor. Was geschieht in unserem Geist, wenn wir zu grübeln beginnen? Ist es möglich, "gradlinig" zu denken? Und ist es ein Grund zur Verzweiflung, daß man selbst in Momenten größter Intimität die Gedanken des Geliebten nicht erfassen kann?
»Im Übermaß seines Leidens liegt der Anspruch des Menschen auf seine Würde. Machtlos und zerbrochen, als blinder Bettler, der aus der Stadt gehetzt wird, erhält er eine neue Größe. Der Mensch wird durch die rachsüchtige Bosheit oder die Ungerechtigkeit der Götter geadelt. Sie macht ihn nicht unschuldig, aber sie heiligt ihn, als wäre er durch Flammen geschritten. Daher findet sich in den Schlußmomenten der großen Tragödie eine Verschmelzung von Kummer und Freude, von Klage über den Fall des Menschen und von Frohlocken über die Auferstehung seines Geistes. Keine andere Form der Dichtung erreicht diese geheimnisvolle Wirkung. Von der Antike bis zur Zeit Shakespeares und Racines lag eine solche Leistung anscheinend innerhalb der Reichweite des Talents. Seither ist die tragische Stimme im Drama getrübt, oder sie schweigt. Die folgenden Kapitel bilden einen Versuch, festzustellen, weshalb das so ist.« In seinem kritischen Essay über dreitausend Jahre tragischer Tradition untersucht George Steiner die drei grundsätzlichen Möglichkeiten seines Themas: dass die Tragödie tatsächlich tot ist; dass sie trotz Veränderungen der Form die Wesenselemente der Tradition weiterführt; oder schließlich, dass das tragische Drama wieder zum Leben erwachen könnte.
Sommer 1980. Die Geschichte »zwischen dem sehr jungen Yann Andréa Steiner und dieser Frau, die Bücher machte und die alt war und allein wie er« beginnt in Trouville. Behutsam skizziert Duras die aufkeimende Liebe, die den Tod von Anfang an in sich birgt. Parallel dazu erzählt sie von der unmöglichen Liebe zwischen dem kleinen Samuel Steiner und seiner Betreuerin Johanna Goldberg. Samuels Schwester wurde von den Nazis ermordet, seine Eltern deportiert. Yann Andréa wird zu Yann Andréa Steiner, und nicht allein der gemeinsame Name drückt die mythische Verwandtschaft zu Samuel, dem ebenfalls viel jüngeren Geliebten, aus. Duras' Erzählung von ihrer Liebe und der Angst darum schreitet mit dem Rhythmus der Wellen, des Windes und des Regens fort. Die Gespräche mit Yann führen zu einer weiteren Figur: Theodora Kats, eine in den Konzentrationslagern umgekommene junge Frau, deren Geschichte Duras nie hat aufschreiben können. Mir unbeschreiblicher Sogwirkung verknüpft die Duras Fiktion und Realität und macht aus »Yann Andréa Steiner« eine literarische Liebeserklärung an den langjährigen Gefährten.
»Das Nachtschiff« ist eine abenteuerliche Geschichte, die, im Gegensatz zu anderen Geschichten, von erlebbarer Nähe ist: Ein junger Mann hat Bereitschaftsdienst im Fernmeldeamt. Es erreicht ihn der Anruf einer jungen Frau. Dies ist der Beginn eines nicht abreißenden Gesprächs, Nacht für Nacht, das bald zur Liebe wird. Aber F., die junge Frau, ist sterbenskrank ... Eine Geschichte über dem Abgrund: dem der Ausweglosigkeit, dem der Finsternis der Nacht, dem der Unüberprüfbarkeit der Identität.»Caesarea« - das ist das einzig Übriggebliebene von einer Geschichte, das einzige Wort, das imstande ist, die Geschichte zu benennen. »Caesarea« ist die Gesamtheit. »Caesarea« ist der Inbegriff des Schmerzes einer Trennung, der nicht aufhören wird: »Ich rufe den, der mir antworten wird.« Negative Hände nennt man die Darstellung von Händen, die in den magdalenischen Höhlen des südatlantischen Europa gefunden wurden. Der Umriß dieser weit geöffnet auf dem Stein ruhenden Hände war farbig übermalt. Zumeist blau, schwarz. Manchmal rot. Für diesen Brauch wurde keine Erklärung gefunden. So wie in »Caesarea« und im Nachtschiff« das Rufen nach dem, der antworten wird, nicht endet, so wird in der dreistufigen Geschichte »Aurelia Steiner« die Suche nach dem, der liebt, nicht enden. Aurelia Steiner schreibt dem, der gemeint ist, unaufhörlich Briefe. Denn er soll irgendwo vor langer Zeit gestorben sein (an der Hitze, an der Pest, am Krieg) oder im Lager des von Deutschen besetzten Polen. Solange sie schreiben wird, ist der andere nicht tot.
»Die Antigone des Sophokles ist nicht ›irgendein‹ Text. Sie ist eines der bleibenden und kanonischen Dokumente in der Geschichte unseres philosophischen, literarischen und politischen Bewußtseins. Was in diesem Buch begonnen wird und in seinem Mittelpunkt steht, ist der Versuch einer Antwort auf die Frage, woher es wohl kommt, daß eine Handvoll altgriechischer Mythen noch immer unser Bewußtsein von uns selbst und von der Welt beherrscht und ihm lebendige Gestalt verleiht. Warum sind die ›Antigonen‹ wahrhaft éternelles, warum berühren sie die Gegenwart unmittelbar?« George Steiners Untersuchung einer mehr als zweitausendjährigen Geschichte des offenbar unvergänglichen Antigone-Stoffes, seiner inneren Konflikte und Adaptionen, führt von seinen Ursprüngen in der Antike über Hölderlins Neuschöpfung und seine fundamentale Bedeutung für die Philosophie Hegels und Kierkegaards bis zu den dichterischen Bearbeitungen und Deutungen in der Gegenwart.
Jörg Steiner, geboren 1930, lebte in Biel. Er veröffentlichte Romane, Erzählungen, Gedichte, Essays und, gemeinsam mit Jörg Müller, auch Kinderbücher. Sein literarisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Max-Frisch-Preis der Stadt Zürich 2002. Er verstarb am 20. Januar 2013 in Biel.
Santa Monica, Kalifornien: Ein Schweizer Schriftsteller ist für zwei Monate Writer-in-Residence an der University of Southern California – ein Schriftsteller, der nicht über das Leben schreibt, sondern das Leben erzählt. "Wir verstehen nicht, was mit uns geschieht." Und will man das nicht kleinreden, dann kann man wie Jörg Steiner erzählen, von anderen und von sich selbst, kann wahrnehmen, was einem widerfährt, klar und präzise das scheinbar Selbstverständliche in den Blick nehmen und ihn zugleich für das Ungewöhnliche öffnen, kann mit großer Gelassenheit den Begebenheiten und Begegnungen ihr Geheimnis belassen und in einer sachten Bewegung Vergangenes und Gegenwärtiges zusammenfügen und bewahren. "So lernte ich Willi, Wolfgangs Bruder, näher kennen. Ich hätte nicht Wolfgangs Geschichte geschrieben, sondern seine, sagte Willi. Er sei in der Prager-Familie in einer Glückshaut geboren, er sei das Good-Luck-Child – und er lachte und strahlte über das ganze Gesicht, tatsächlich wie ein Kind im Märchen. Willi hatte ein Geheimnis, Willi war der Eismacher."
Jörg Steiner, geboren 1930, lebte in Biel. Er veröffentlichte Romane, Erzählungen, Gedichte, Essays und, gemeinsam mit Jörg Müller, auch Kinderbücher. Sein literarisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Max-Frisch-Preis der Stadt Zürich 2002. Er verstarb am 20. Januar 2013 in Biel.