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      • Christine Heimannsberg

        Gelobtes Land, die dystopische Climate Fiction Trilogie: Mit CO2 verbindet man den Klimawandel, schmelzende Gletscher und Überflutungen. Mittlerweile ist der Klimawandel auch in der Literatur angekommen. „Climate Fiction“ oder „Cli-fi“ lautet das Stichwort, das zuletzt verstärkt in den Feuilletons auftauchte. Die deutsche Autorin Christine Heimannsberg präsentiert mit ihrer Debüt-Trilogie „Gelobtes Land“ eine ungewöhnliche, spannende Dystopie, die ökologische wie humanistische Themen geschickt im neuen Genre zusammenführt.

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        August 2022

        Falten und Fallen

        Gedichte

        by Durs Grünbein

        »Fröstelnd unter den Masken des Wissens, / Von Unerhörtem verstört, / Traumlos am Tag unter zynischen Uhren, …« – die neuen Gedichte des einunddreißigjährigen Lyrikers Durs Grünbein zeugen in radikalisierter Weise von schmerzhaft desillusioniertem Bewußtsein und einem schonungslosen Blick auf die Anatomie unserer Zeit und ihrer Menschen. Bereits in seinem ersten Gedichtband Grauzone morgens bilanzierte der aus Dresden stammende Durs Grünbein das Lebensgefühl seiner Generation im sozialistischen Ghetto.Durs Grünbeins zweites Buch Schädelbasislektion blickte unsentimental zurück auf den Zerfall der DDR und sezierte in wuchtig-wahrnehmungsscharfen Gedichtzyklen den Raum zwischen Gehirn und Schädeldecke, um Ich und Sprache sarkastisch zu diagnostizieren: »Was Du bist steht am Rand / anatomischer Tafeln.«Zwischen 1991 und 1994 entstanden, zeigt Durs Grünbeins dritte Sammlung von Gedichten – Falten und Fallen – die Fortschreibung eines poetischen Konzepts.Im Ausgang von präzisen Beobachtungen des Alltags, am Ort, wo das Banale und das Symbolische sich überschneiden, und auf den Spuren von Verletzung und Begehren sucht diese analytische Lyrik den Zusammenhang von Sprache und Physis zu erkunden: »Denk von den Wundrändern her, vom Veto / Der Eingeweide, vom Schweigen / Der Schädelnähte. Das Aufgehen der Monde / Über den Nagelbetten führt / Andere Himmel herauf, strenger gestirnt.«Das Gedicht, schrieb Durs Grünbein, führt »idealerweise das Denken in einer Folge physiologischer Kurzschlüsse vor. Jeder Entladung folgt sofort wieder ein Spannungsaufbau und umgekehrt. Die Energie hierfür liefert ein Komplex, der eigentlich nur unzureichend mit ›Körper‹ bezeichnet ist, weil er sehr viel tiefer unter die Haut geht.«

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        Schädelbasislektion

        Gedichte

        by Durs Grünbein

        Mit seinem Gedichtband Grauzone morgens überraschte im Jahr 1988 ein 26jähriger Dichter aus Dresden – aus der damaligen DDR. Ein »Hineingeborener«, der von seinem Land sich nicht mehr poetische Aufbauhilfe abverlangen ließ, zog mit scharfgeschnittenen Momentaufnahmen aus dem »Ghetto einer verlorenen Generation« in den Metropolen des Sozialismus seine erste Bilanz – mit nüchternem Blick »in Augenhöhe«.Mit seinem zweiten Gedichtband Schädelbasislektion hat Durs Grünbein den »stillen Aufruhr« poetischer »Zeitrafferaufnahmen« weitergetrieben. Die Tagträume in den Rissen des Alltags von damals sind benennbar geworden.»Komm zu Dir Gedicht. Berlins Mauer ist offen jetzt. / Wehleid des Wartens. Langweile in Hegels Schmalland / Vorbei wie das stählerne Schweigen …«Illusionslos und radikal hat Durs Grünbein in Schädelbasislektion seine Gedichtsprache fortentwickelt.

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        April 2003

        Warum schriftlos leben

        Aufsätze

        by Durs Grünbein

        In den neun Aufsätzen bzw. Reden dieses Bandes umkreist Durs Grünbein Voraussetzungen, Bedingungen und Folgen des Schreibens.

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        April 2008

        Der cartesische Taucher

        Drei Meditationen

        by Durs Grünbein

        Hinter einem großangelegten Werk mit dem noch viel größeren Titel "Le Monde" verbirgt sich das ehrgeizigste Projekt des Philosophen René Descartes: In diesem Werk sollten sämtliche getrennten Wissensfäden zusammenlaufen und ein Gewebe ergeben, so dicht gewirkt, daß damit alles unter der Sonne erklärt wäre. Was den Dichter Durs Grünbein zu diesem cartesischen Universum hinzieht, ist gerade nicht der Triumph nüchterner Rationalität. Das Traumhafte jenes Traumprojekts fesselt ihn, das Phantastische hinter den abstrakten Begriffen, der spekulative Höhenflug, den Descartes sich über seinen naturwissenschaftlichen Hypothesen erlaubt, die Spur des Experimentators durchs Dickicht der allerheiligsten Mysterien – kurzum: das Bildermachen, Fabulieren mit und jenseits aller Methode. Wieviel Mensch steckt in Descartes' reinem Erkenntnis-Ich? Wieviel Anschauung verschwindet in strenger Vivisektion? Ist der Geist nicht dennoch das bewegende Grundprinzip, die causa prima des Universums? Wenn Dante der Descartes der Metapher war, war dann nicht Descartes – der Dante der neuzeitlichen Wissenschaft? Mit seinem Vers-Roman über Descartes (Vom Schnee, 2003) hatte Durs Grünbein eine bezaubernde poetische Version des Themas gegeben. Nun fügt sich ein erzählerisch angelegter Essay in drei Meditationen zur Verteidigungsschrift für einen der meistgehaßten Philosophen. Dabei findet sich am Gegenpol des heliozentrischen Weltbildes zugleich der Ursprung des modernen poetischen Ichs.

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        March 2014

        Cyrano oder Die Rückkehr vom Mond

        by Durs Grünbein

        Was ist da los? Die Amerikaner verlassen den Mond, überlassen Nachzüglern den scheintoten Begleiter der Erde. Zeit zum Rekapitulieren: An einem Sonntagnachmittag in Berlin, auf dem Flugfeld des stillgelegten Aeroports Tempelhof, macht der Dichter Durs Grünbein eine folgenreiche Beobachtung. Was, wenn die Menschheit immer nur zurückkehren wollte von ihren Abenteuern der Raumerkundung? Gestern der Mond, morgen der Mars und übermorgen…? Da begegnet ihm Cyrano de Bergerac, der spöttische Reisende durch die Planetenreiche der Imagination, ein Zeitgenosse des René Descartes. Er ruft ihm über die Jahrhunderte hinweg zu: Es gibt nur eine Sensation – die der Heimkehr, alles andere sind Phantastereien! Und plötzlich öffnen sich alle Schleusen in Raum und Zeit, die Feier des Hierseins beginnt. Dort draußen die Unwirtlichkeit und die Krater (benannt nach den Helden der Wissenschaftsgeschichte, den Pionieren der Raumfahrt) – und hier unten die fragilen Elegien einer Spezies, die allmählich begreift, dass sie mutterseelenallein ist im All. Durs Grünbein hat einen neuen Gedichtzyklus geschrieben, der von der Sehnsucht ausgeht, von den verlorenen Erkenntnismühen einer im Kern romantisch gebliebenen Aufklärungskultur, die nichts anderes will, als zurückfinden zu sich, den Mond betrachten, als sei er immer noch da.

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        November 2008

        Liebesgedichte

        by Durs Grünbein, Peter Matt

        Kein anderer Dichter hat in den letzten Jahren mit so meisterhaften Großpoemen und formenreichen Zyklen beeindruckt wie Durs Grünbein. Auch die Liebe hat in seinen Gedichten ihren Auftritt, als Spiel- und Echoraum von Erotik und Psyche. Seine Liebesgedichte sind wortgewaltig und musikalisch, sinnlich und klar und zeugen von größter Empfindsamkeit. Der vorliegende Band präsentiert 85 Liebesgedichte Durs Grünbeins; 18 davon werden hier erstmals veröffentlicht. Ein Nachwort von Peter von Matt begleitet die Auswahl des Autors. »Grünbeins Gedichte bescheren dem Leser nicht wenige Glücksmomente ... « (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

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        July 2022

        Äquidistanz

        Gedichte

        by Durs Grünbein

        Durch Geschichte und Gegenwart verfolgt Durs Grünbein in diesem neuen, seinem zwölften Gedichtband seinen Kurs des Poetisch-historischen Gedichts. Als Spurensicherung, Ortsbestimmung versteht der Dichter seine Streifzüge durch Zeiten und Räume, in denen er nicht nur Deutschland, sondern auch dem Gegenpol vieler Deutscher, Italien, und in beiden Ländern sich selbst begegnet. Immer, hier wie dort, kreuzt Vergangenheit den Weg des Wanderers. Durch Mörderreviere führen seine Verse ebenso wie über Lichtungen, zu Tauchgängen im Mittelmeer wie auf gesamtdeutsche Sandpfade und betonierte Magistralen, zwischen Kiesgruben und Flakbunkern, entlang der Ost-West-Achse des unruhigen, wieder mit Kriegen konfrontierten Kontinents. Dass bei solchen Eindrücken der europäische Gedanke ins Spiel kommt – als Realität und Utopie –, wird niemanden wundern, der Grünbein auf seinen Wegen gefolgt ist. »Für alle Fälle kann Dichtung auch das sein: ein Gerät zum Einfangen der Zukunft.« In seinen Versen verbindet sich die genaue Betrachtung kleiner Dinge mit der feinen Ironie eines Beobachters, dem gerade das unter den großen Themen oft Verschüttete am Herzen liegt. Mit wenigen Strichen ein Gedicht zu zeichnen, ist seine mit den Jahren gereifte Kunst.

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        September 1994

        Von der üblen Seite

        Gedichte 1985-1991

        by Durs Grünbein

        Durs Grünbein wurde am 9. Oktober 1962 in Dresden geboren. Er ist einer der bedeutendsten und auch international wirkmächtigsten deutschen Dichter und Essayisten. Nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs führten ihn Reisen durch Europa, nach Südostasien und in die Vereinigten Staaten. Er war Gast des German Department der New York University und der Villa Aurora in Los Angeles. Für sein Werk erhielt er eine Vielzahl von Preisen, darunter den Georg-Büchner-Preis, den Friedrich-Nietzsche-Preis, den Friedrich-Hölderlin-Preis sowie den polnischen Zbigniew Herbert International Literary Award. Seine Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Er lebt in Berlin und Rom.

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        September 2009

        Die Bars von Atlantis

        Eine Erkundung in vierzehn Tauchgängen

        by Durs Grünbein

        Der Begriff Metapher leitet sich ab vom griechischen metà phérein (anderswo hintragen), was in der Antike meist »per Schiff« bedeutete, so daß die Seefahrt bald selbst zur Metapher für die Dichtkunst wurde. Das Schiff als Symbol für den Aufbruch, das Wagnis des Lebens, gehört seither zu den beflügelndsten Bildern der Literatur, Meeres- und Tiefseephantasien finden wir nicht nur bei Homer und Melville, sondern auch bei Jules Verne, Baudelaire, T. S. Eliot, ja sogar bei Dante. In 14 Essays spürt Durs Grünbein der Faszination des Meeres nach, nicht nur in Büchern, sondern auch im Museo Archeologico von Paestum und auf dem Grund des Tyrrhenischen Meers.

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        October 2020

        Jenseits der Literatur

        Oxford Lectures

        by Durs Grünbein

        In seinen vier Vorlesungen, die er als Lord Weidenfeld Lectures im Jahr 2019 in Oxford gehalten hat, setzt sich der Dichter Durs Grünbein mit einem Thema auseinander, das ihn seit jenem Augenblick beschäftigt hat, als er die eigene Position in der Geschichte seiner Nation, seiner Sprachgemeinschaft und seiner Familie als historisch wahrzunehmen begann: Wie kann es sein, dass DIE GESCHICHTE, seit Hegel und Marx ein Fetisch der Geisteswissenschaften, die individuelle Vorstellungskraft bis in die privaten Nischen, bis in den Spieltrieb der Dichtung hinein bestimmt? Will nicht anstelle dessen Poesie die Welt mit eigenen, souveränen Augen betrachten? In Form einer Collage oder »Photosynthese«, in Text und Bild, lässt Grünbein den fundamentalen Gegensatz zwischen dichterischer Freiheit und nahezu übermächtiger Geschichtsgebundenheit exemplarisch aufscheinen: Von der scheinbaren Kleinigkeit einer Briefmarke mit dem Porträt Adolf Hitlers bewegt er sich über das Phänomen der »Straßen des Führers«, also der Autobahnen, hinein in die Hölle des Luftkriegs. Am Schluss aber steht eine erste Erfahrung von Ohnmacht im Schreiben und die daraus erwachsende, bis heute gültige Erkenntnis: »Es gibt etwas jenseits der Literatur, das alles Schreiben in Frage stellt. Und es gibt die Literatur, die Geschichte in Fiktionen durchkreuzt.« Die renommierten Lord Weidenfeld Lectures sind seit 1993 einer der Höhepunkte im akademischen Jahr der Universität Oxford. Dazu eingeladen werden bedeutende Geisteswissenschaftler, Schriftsteller und Dichter. Zu den früheren Inhabern dieser Professur zählen George Steiner, Umberto Eco, Amos Oz und Mario Vargas Llosa.

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        August 2010

        Aroma

        Ein römisches Zeichenbuch

        by Durs Grünbein

        Einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dichter der Gegenwert stellt sich in Vers und Prosa der Ewigen Stadt. „Aufblühen wird man hier, auch als kraut sich gern überlassen. Dem wohligen Phototropismus. Der man im Norden war, Dieser Eisblock Identität, Psyches Schneemann ist bald zerronnen.“ Der so spricht, ist an einem Ort angekommen, wo viele seiner Schreib- und Lebensmotive zusammenlaufen. Durs Grünbeins Jahr in Rom hat Gestalt gewonnen in einem Zeichenbuch. Die Stadt – „Roma caput mundi“ – wird als ein Schauplatz der Zeichen und Verweise erfahren und schlägt sich, wie bei den Reisenden früherer Zeiten, in Zeichnungen nieder – freilich in geschriebener Form. Aus vier Kapiteln gefügt, entstand so sein opus incertum, nach dem Vorbild des altrömischen Mauerwerks aus Bruchsteinen. Grünbeins Aroma eröffnet mit langzeiligen Gedichten in freiem, hexametrisch gewitterndem Versmaß: doch nicht auf der Suche nach dem verlorenen Gestern. Vielmehr sind es die kaleidoskopisch zu fassenden Momente der Gegenwart, die den Blick des Dichters auf Stadt und Umland lenken. Die geistige Bruderschaft im Zeichen der Urbanität findet der Dichter, über die Zeiten hinweg, in Juvenal, dessen Dritte Satire er neu übersetzt und erläutert. In einer Reihe von Prosabildern, die an römischen Erinnerungsorten den Apostel Paulus so gut einfangen wie den Antiquitätenhändler und den afrikanischen Immigranten, bricht Grünbein mit dem lyrischen Maß, bevor in freien Versen das Zeichenbuch ausklingt: „Die Städte träumen alle voneinander. / Sie rufen sich beim Markennamen, und das Echo / Hallt durch die engen Korridore der Straßen.“

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        September 2003

        Vom Schnee oder Descartes in Deutschland

        by Durs Grünbein

        »In welchem schneebedeckten Jahrhundert, mit Fingern / Steif / auf bereifte Scheiben gemalt, erschien dieser Plan / Zur Berechnung der Seelen?«, schrieb Durs Grünbein vor Jahren in einem Gedicht mit dem Titel Meditation nach Descartes . Der Held und das Leitmotiv des Gedichts sind nun zurückgekehrt in Form einer langen Eloge auf den Philosophen. Mehrere Winter lang hat der Autor an einem Poem gearbeitet, das nun vollständig vorliegt mit 42 Cantos, die den Kapiteln eines Romans entsprechen. Vom Schnee umkreist jenen Moment im Leben des René Descartes, da dieser im Winter des Jahres 1619 in einem süddeutschen Städtchen, einer Vision gehorchend, zu philosophieren beginnt. Das Erzählgedicht endet in einem anderen Winter, 30 Jahre später, mit dem plötzlichen Tod des Philosophen. In fortlaufenden Szenen werden Jugend und Reife des großen Denkers an der Schwelle der Neuzeit ineinandergespiegelt nach der Regie eines Traums. Vom Schnee oder Descartes in Deutschland ist vieles. Ein Bilderrätsel; eine Unterhaltung in Versen, eine Hommage an die kälteste Jahreszeit und die Lehre von der Brechung des Lichts. Ein Bericht von den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges und von der Geburt des Rationalismus aus dem Geist des Schnees.

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        November 2020

        An Seneca. Postskriptum

        Seneca. Die Kürze des Lebens

        by Durs Grünbein, Seneca, Gerhard Fink

        »So ist´s: Wir erhalten kein kurzes Leben, sondern haben es dazu gemacht, und es mangelt uns nicht an Zeit, sondern wir verschwenden sie.« Als Stoiker widmet Seneca sein Denken der Lebenspraxis: dem gut geführten Leben, das, von Vernunft geleitet, Affekten widersteht. Seelenruhe zu erlangen ist das erklärte Ziel. Durs Grünbein befreit den berühmten Text aus der Schublade der ewig haltbaren Lebensrezepte. Ihn interessiert das Janusköpfige des Philosophen, seine schriftstellerische Könnerschaft, der Widerspruch zwischen Philosophie und Leben, aus dem gar Dichtung entsteht. Durchaus affektvoll schreibt Grünbein einen Brief, ein Postskriptum an Seneca: »Du hattest recht. Das kurze Leben raunt uns zu: halt an, /Eh die Affekte dich versklaven.« Aber »Was, wenn wir unbelehrbar sind, verstockt und in uns regt/ bei jedem Ja ein Nein sich…«

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        March 2006

        Das Gastmahl des Trimalchio

        by Gaius Petronius Arbiter, Luise Neupert, Otto Weinreich, Durs Grünbein

        »Es gibt da ein Buch, das seinerzeit im Unbewußten explodiert sein muß, zumindest in dem des siebzehnjährigen Lesers. Der Text war mehr als zweitausend Jahre alt und doch merkwürdig frisch, seltsam geil auch, geradezu hyperaktiv«: so Durs Grünbein über sein Lieblingsbuch, das etwa 65 nach Christus entstandene Satyricon des Petronius Arbiter. Im Zentrum des nur lückenhaft überlieferten Satyricon steht Das Gastmahl des Trimalchio, ein mit Anspielungen durchsetztes Gegenstück zu Platons Symposion: Eine Bande von Mitessern und Schmarotzern versammelt sich um den zu irrwitzigem Reichtum gelangten, freigelassenen Sklaven Trimalchio. An seiner Tafel öffnet eine Cloaca maxima ihre Schleusen: ein vulgärlateinischer Strom von Volks- und Gossensprache, artikulierend eine Welt ohne Götter, eine Zivilisation, die alle menschlichen Verhältnisse relativiert. Diese Ausgabe bietet Das Gastmahl in der kongenialen Übertragung durch Otto Weinreich mit einem Nachwort von Durs Grünbein und Scherenschnitten von Luise Neupert.

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        July 2007

        Gedicht und Geheimnis

        Aufsätze 1990-2006

        by Durs Grünbein

        25 Aufsätze enthält dieser Band. Er bietet einen chronologischen Längsschnitt durch die reiche Essayistik Durs Grünbeins über eine Spanne von mehr als 15 Jahren – von den frühen, vielzitierten Beiträgen wie der Büchner-Preis-Rede Den Körper zerbrechen, Mein babylonisches Hirn und Vulkan und Gedicht bis hin zu neuesten Aufsätzen, in denen sich der Autor mit dem Sinn lyrischer Dichtung in unserer Zeit, ihrer europäischen Herkunft und seiner spezifischen Mitgift als Glückskind in einer zerrissenen Tradition auseinandersetzt.

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        June 2009

        Daphne

        Versionen eines Mythos. Zeichnungen und Gedichte

        by Durs Grünbein, Markus Lüpertz

        Die Geschichte von Daphne ist einer der reizvollsten und vieldeutigsten Mythen der Antike: Daphne, das war die treue Gefährtin der Artemis, die ihre Liebhaber verschmähte, selbst den Apoll, der sie leidenschaftlich begehrte. Aber retten konnte sie sich nur um den Preis einer Metamorphose: Auf der Flucht vor dem Gott und um Rettung flehend zu Zeus, verwandelt sich die Gejagte in einen Lorbeer. Auf fünfzig von ihm ausgewählten und angeordneten Blättern zeigt Markus Lüpertz das bildnerische Potential des Mythos von Daphne: in einer Fülle von Metamorphosen und im virtuosen Wechsel der Perspektiven. Parallel dazu hat sich Durs Grünbein der Herausforderung einer lyrischen Annäherung gestellt. In 25 Gedichten von formal klassischer Simplizität interpretiert er den Mythos neu und stellt zu den Bildern seine Version der Geschichte. Als Vorzugsausgabe in 300 arabisch numerierten und von beiden Künstlern signierten Exemplaren mit einer beigebundenen einfarbigen Radierung von Markus Lüpertz. In handbezogenem Schuber.

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        July 2003

        Das erste Jahr

        Berliner Aufzeichnungen

        by Durs Grünbein

        Das Neue ist, so banal es klingt, vorerst nichts anderes als eine Zwei, gefolgt von drei Nullen. Von den einen gefürchtet, von den anderen euphorisch begrüßt: das Jahr 2000 nach Christus. Ein Moment von Anfang, von tabula rasa , so scheint es. Und doch steckt in allem Neuen das Alte, im nie dagewesenen Jetzt, unabgegolten, das Einst. Es ist der Augenblick, in dem die Masse Vergangenheit kritisch wird. Das erste Jahr ist Durs Grünbeins Versuch einer persönlichen Bestandsaufnahme, ein Arbeitsbuch im Turnus eines ganzen Jahres, eine Sammlung von Reflexionen über so unterschiedliche Motive wie Kindheit, Weltkrieg, Kannibalismus, Genomrevolution, die Zusammenhänge von Dichtung und Trance und die Geburt der eigenen Tochter. Grünbeins Tagebuch ist ein Gang durch die Zeiten, durch Städte wie New York, Pompeji, Moskau oder Berlin, vertieft ins Zwiegespräch mit den Gedanken und Werken der großen Ahnen, kundiger Begleiter wie Baudelaire und Mandelstam, Seneca und Augustinus, Darwin und Cézanne.

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        Den Teuren Toten

        by Durs Grünbein

        »Bleib stehen, Wanderer, und lies!«, riefen vor zweitausend Jahren die Grabsteine den Vorübergehenden zu. Inschriften sprachen von den Vergnügungen des Gestorbenen, von Beruf und Verdienst, Charakter und Familie. Die Persönlichkeit lebte weiter in gebundener Rede. Heute schweigen die Eiligen allenfalls ein paar Ziffern an, über denen ein Name im Leeren verharrt, beziehungslos, entlassen aus jedem Zusammenhang. Kein Zwiegespräch mehr von Diesseits und Jenseits, keine Totengeister, die es zu beschwichtigen gilt. Das wenige, das geblieben ist, gibt sich routiniert in vergeßliche Formeln gefaßt. Es ist lange her, daß in diesen Breiten die Toten zu sprechen aufgehört haben. Die Kulturgeschichte kennt Zeiten beredten und Zeiten stummen Gedenkens, sie kennt auch die Sprachlosigkeit und das leere Schweigen. In Kulturen, denen der Tod zum Tabu geworden ist, weil sie ihre eigene Sterblichkeit hysterisch hinter »Jetztzeit« verbergen, ist nur mehr indirekt die Rede vom Ende. Wie der Witz nach Sigmund Freud seine Beziehung zum Unbewußten, so offenbart das Geschwätz um den Tod eine anthropologische Enttäuschung. Alles im Griff zu haben, nur »das« nicht, muß kränkend sein für das einzige Lebewesen, das sich mit seiner Lage nicht abfinden kann. Der Effekt kann nur ein komischer sein, wo Bedauern an die Stelle von Trauer tritt. Durs Grünbein, in den letzten Jahren bekannt geworden mit seinen Gedichtbüchern Grauzone morgens (1988), Schädelbasislektion (1991) sowie Falten und Fallen (1994), zieht sich diesmal ins Halbdunkel ungewisser Autorschaft zurück. Von dort tritt er vielstimmig hervor als Philologe, Herausgeber, Nachdichter und Kompilator seiner Notizbücher. Die 33 Epitaphe Den Teuren Toten singen das Lob der Entfremdung. Eine neue Lektion deutet sich an: Lächerlich macht sich das Leben in seiner vergeblichen Wiederkehr, sieht man es als den Reinfall des Endes. Wo gestorben wird, ohne daß man den Toten Gehör schenkt, hat Schwarzer Humor seinen Augenblick.

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