Agriculture & International Development
Textbooks, research and professional titles in Agriculture and International Development
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View Rights PortalDie in diesem Band enthaltenen Beiträge gehen auf ein vom Bielefelder Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) veranstaltetes Symposion zurück: »Ideologie und Praxis der Interdisziplinarität. Schelskys Konzept und was daraus wurde«. Das Symposion verfolgte drei Zwecke, an denen sich auch die in diesem Band enthaltenen Beiträge orientieren. Zum einen sollten die Bedeutung und die Varianten, die Chancen und Grenzen, der Sinn und der Unsinn von Interdisziplinarität diskutiert werden, aus der Perspektive von Wissenschaftlern aus verschiedenen Fächern, von Praktikern der Interdisziplinarität und ihren Kritikern. Zum anderen ging es darum, nach knapp 20 Jahren interdisziplinärer Arbeit im ZiF auf dessen Grundlage zu reflektieren, ursprünglichen Anspruch und tatsächliche Entwicklung zu konfrontieren und damit so etwas wie eine Bilanz vorzubereiten. Drittens sollte an die Leistung des 1984 verstorbenen Helmut Schelsky erinnert werden, auf dessen Gründungsinitiative das ZiF zurückgeht.
"Die Theorie der Kriminalpolitik kann nur eine interdisziplinäre sein. Sie kann nicht antizipiert werden; es bedarf einer Koordination der beteilig ten Fächer. Diese ist schwierig, weil unterschiedliche Relevanzstrukturen aufeinanderstoßen. Sie sind ohne Rekonstruktion geschichtlicher Entwicklungen, insbesondere der strafenden Gesellschaft und ihrer Institutionen nicht aufzuhellen; auch braucht man biographisch-autobiographisches Material über die Forscher und die Praktiker auf dem Gebiet der Sozialkontrolle."
Alexander Mitscherlich wurde am 20. September 1978 70 Jahre alt. Seinem ungewöhnlichen Engagement ist es zu verdanken, dass die Psychoanalyse in der Bundesrepublik Deutschland in ihren wissenschaftlichen, therapeutischen und sozialpsychologischen Wirkungsmöglichkeiten wieder Fuß fassen konnte. Mitscherlich hat nach der Periode der »Gegenaufklärung«, der Zeit des Nationalsozialismus, sein ganzes Schaffen der Freiheit des Denkens und der Einübung in Toleranz gewidmet, unermüdlich gegen »hergestellte Dummheit« gekämpft und sich für den Wiederaufbau demokratischer Strukturen eingesetzt. Nach dem Studium der Geschichte, Philosophie, Kunstgeschichte und der Medizin vorm und im Krieg wurde er 1946 Privat-Dozent an der Heidelberger Universität. Zu den herausragenden Leistungen seiner weitgespannten Tätigkeiten gehört der Aufbau der Psychosomatischen Klinik Heidelberg, deren Direktor er von 1949-1967 war. Durch seine vielfältigen Kontakte zum Ausland und seinen Aufenthalt in England konnte er der psychoanalytischen Arbeit in dieser Klinik stets neue Impulse geben, sei es in Form der Vertiefung und Präzisierung psychoanalytischer Behandlungsmöglichkeiten und -techniken, sei es durch die Einführung der inzwischen auch in Deutschland etablierten Balintgruppen. Sein dominierendes wissenschaftliches Interesse galt damals der Entwicklung einer Theorie der psychosomatischen Erkrankungen, in deren Mittelpunkt er die Suche nach einem Zusammenhang zwischen körperlicher Erkrankung, (unbewussten) psychischen Prozessen und sozialen Umwelteinflüssen stellte. Seine Gabe, solchen Wechselwirkungen nachzuspüren und sie zum Gegenstand sowohl wissenschaftlicher Untersuchungen als auch des öffentlichen Interesses zu machen, schlug sich in seinem kontinuierlichen Kampf gegen die »Unwirtlichkeit unserer Städte« nieder, ebenso wie in seiner Lehrtätigkeit als Professor an der Universität Heidelberg, die gekennzeichnet war vom ständigen Bemühen, eine »Medizin ohne Menschlichkeit« aus ihrer naturwissenschaftlich-einseitgen Isoliertheit in einen sozialwissenschaftlichen Kontext zu stellen – was ihm nicht nur Freunde bescherte. Noch in die Heidelberger Zeit fällt die Gründung des Sigmund-Freud-Instituts in Frankfurt, dessen Direktor Alexander Mitscherlich von 1959 bis 1976 war und das bis heute Ort seines Schaffens ist. Es war weltweit das erste staatliche Institut, das sich der psychoanalytischen Forschung und Lehre widmet. Hier gelang es Mitscherlich, die Interdisziplinarität von psychoanalytisch orientierter Medizin, Psychologie und Soziologie zu institutionalisieren. Seine Lehrtätigkeit als Psychoanalytiker konnte er am ersten deutschen Lehrstuhl für Psychoanalyse an der Frankfurter Universität fortsetzen. In der Festschrift zu seinem 70. Geburtstag wird Alexander Mitscherlich von Freunden aus der Zeit des Wiederaufbaus der Psychoanalyse in der BRD, von wissenschaftlichen Kollegen, Mitarbeitern und Schülern, die in ganz unterschiedlichem, doch stets durch die Psychoanalyse vermittelten Bezug zu ihm stehen, geehrt.