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We manage rights for science-fiction and fantasy legend Jack Vane (1916 - 2013) and selected titles by Tanith Lee, Michael Shea, Matthew Hughes, and others.
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View Rights PortalDie Debatte um »Polarisierung« ist von einem Widerspruch geprägt. Während immer mehr Menschen eine »Spaltung der Gesellschaft« fürchten, zeigen Umfragen, dass die Einstellungen der Bürger:innen gar nicht auseinanderdriften. Nachdem er sich zuletzt mit »alternativen Fakten« befasste, widmet sich Nils C. Kumkar nun einem anderen Aspekt, der die Debatte über die Debatten verwirrt. Er zeigt, dass die Beobachtung der Gesellschaft notwendigerweise Polarisierung wahrnimmt, da Letztere im politischen System mit seinen Unterscheidungen zwischen Regierung und Opposition sowie zwischen Regierenden und Regierten angelegt ist. Spaltung, so Kumkar, lässt sich letztlich nicht überwinden. Die Frage wäre, wie man produktiver spalten kann. Kumkar bietet nicht nur eine Klarstellung in der Diskussion über Polarisierung, sondern auch eine neue Erklärung für den Erfolg des Rechtspopulismus.
Während die Armutspolitik in der Bundesrepublik bis gegen Ende der siebziger Jahre nur ein Thema für die Praktiker der Sozialhilfe war, ist sie gegenwärtig Gegenstand öffentlicher Auseinandersetzung. Wir erleben zur Zeit den Prozeß einer Spaltung des bundesrepublikanischen Sozialstaats: Auf der einen Seite wird bald ein Viertel der Bevölkerung ausgegrenzt und auf finanzielle Unterstützung durch die Gesellschaft angewiesen sein. Dem werden auf der anderen Seite jene drei Viertel gegenüberstehen, die ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten, deren (Sozial-)Versicherung aber absinkt und die dennoch in der gesamtgesellschaftlichen Einkommenspyramide ihren relativen Vorteil wahren möchten. Politik der Armut wird damit für die Bundesrepublik zum ersten Mal zu einer systematischen Herausforderung und kann sich hinsichtlich der sozialen Integration zu einer Bestandsfrage entwickeln. Der vorliegende Band zielt auf die Politik der Armut, also auf Struktur, Funktion und Reichweite des bestehenden politischen Instrumentariums für die Definition, den Umgang mit bzw. die Verhinderung von Armut. Insbesondere werden die Risse, die mit dem Eil- und Sondergesetzen der letzten Jahre diesem sozialen Netz zugefügt wurden, aufgezeigt, um auch auf diese Weise darauf aufmerksam zu machen, wie stark bereits heute Grundelemente dieses Sozialstaats in Frage gestellt sind. Dadurch wird deutlich, in welchem Umfang Armenpolitik auch heute noch von tragender Bedeutung für die Regulierung der gesellschaftlichen Lebensmöglichkeiten aller gesellschaftlichen Schichten ist.
»Soziale Konflikte sind nie einfach nur da, sie werden auch gesellschaftlich hergestellt: entfacht, angeheizt, getriggert.« Von einer »Spaltung der Gesellschaft« ist immer häufiger die Rede. Auch in der Alltagswahrnehmung vieler Menschen stehen sich zunehmend unversöhnliche Lager gegenüber. So plausibel sie klingen mögen, werfen entsprechende Diagnosen doch Fragen auf: Wie weit liegen die Meinungen in der Bevölkerung wirklich auseinander? Und ist die Gesellschaft heute wirklich zerstrittener als zur Zeit der Studentenproteste oder in den frühen Neunzigern? Nicht zuletzt weil man eine Spaltung auch herbeireden kann, tut mehr Klarheit not. Steffen Mau, Thomas Lux und Linus Westheuser kartieren aufwendig die Einstellungen in vier Arenen der Ungleichheit: Armut und Reichtum; Migration; Diversität und Gender; Klimaschutz. Bei vielen großen Fragen, so der überraschende Befund, herrscht einigermaßen Konsens. Werden jedoch bestimmte Triggerpunkte berührt, verschärft sich schlagartig die Debatte: Gleichstellung ja, aber bitte keine »Gendersprache«! Umweltschutz ja, aber wer trägt die Kosten? Eine 360-Grad-Vermessung der Konflikte um alte und neue Ungleichheiten, die eine unverzichtbare Diskussionsgrundlage bietet und viele Mythen entzaubert.
Seit dem Aufkommen und der Entwicklung der Geisteswissenschaften und der historischen Disziplinen im vorigen Jahrhundert, der sogenannten »verstehenden Wissenschaften«, schien sich ein Graben zwischen den objektiven, die Welt und Wirklichkeit beschreibenden Naturwissenschaften einerseits und den verstehenden Geisteswissenschaften andererseits aufzutun.Eine entsprechende Kluft – vielleicht noch drastischer als zwischen naturwissenschaftlicher und literarisch-geisteswissenschaftlicher Intelligenz – scheint sich zwischen den wissenschaftlich-technischen Theorienbildung und -anwendung sowie der hochkomplizierten computergestützten Informationsverarbeitung einerseits und dem Alltagsverstehen bzw. Umgehen mit umgangssprachlichen Konzepten andererseits aufzutun. Kann – das ist die zentrale Frage dieses Buches – die Erkenntnistheorie etwas zur Überwindung dieser Kulturentrennung beitragen?Entgegen dem ersten Anschein einer Absolutheit und Unüberbrückbarkeit der genannten Spaltung zeigt sich im Verlauf einer differenzierten Auseinandersetzung mit bisherigen Interpretationstheorien und interpretationistischen Ansätzen, mit wissenschaftstheoretischen Konzepten Natur- und Sozialwissenschaften sowie mit erkenntnistheoretischen Überlegungen zur Alltagskenntnis, daß es eine abstraktere übergeordnete erkenntnistheoretische Ebene gibt, auf der diese so unüberbrückbar erscheinende Spaltung doch überwunden werden kann. Die »Brücke« dabei bildet der Begriff der konstruktiven Interpretation bzw. der Schemainterpretationen und der interpretatorisch-schematisierenden Aktivitäten sowie des Handelns und Erkennens mit Symbolen und symbolanalogen inneren Repräsentationen. Das Erkennen und Handeln sowohl im Alltag als auch in den Wissenschaften und den philosophischen Disziplinen ist symbolvermittelt. Ernst Cassirers Einsicht, daß der Mensch zwischen die Welt und sich eine »symbolische Zwischenwelt« spannt, die ihm ein »symbolisches Universum«, seine symbolische Welt bedeutet, ist hier einschlägig. Der Mensch als das »symbolische Wesen« ist auf die Ausbildung eines »Symbolsystems«, »Symbolnetzes« angewiesen, das ihm erst die handelnden und erkennenden Zugänge zur Welt bzw. sogar deren Konstitution als Gegenstandswelt ermöglicht und in differenzierter Weise zu strukturieren erlaubt. Symbolverwendung und symbolische Darstellung sind nun für die unterschiedlichen Umgangsweisen und Darstellungen sowie Handlungen auf beiden Seiten der Kulturtrennung charakteristisch. Hier ist ein übergreifender Gesichtspunkte gefunden, der zur Überbrückung der Spaltung auf höherer, abstrakterer erkenntnisphilosophischer und methodologischer Ebene Ansatzpunkte, sozusagen die Brückenköpfe für den Überbrückungsversuch, bietet. Denn alle zentralen Begriffe der Erkenntnis und der Handlungsanalyse sowohl im Alltag als auch in der Wissenschaft und in den geisteswissenschaftlich-philosophischen Disziplinen sind auf Symbolbildung, -verwendung und –deutung angewiesen, beruhen auf interpretatorisch-schematisierenden Aktivitäten, auf der Anwendung von teils evolutionär vorgegebenen und unbewußten, teils interaktiv mit der Umwelt entwickelten, teils konventionell aufgebauten bzw. im engeren sozio-kulturellen Sinne erlernten Schemata. Deren Bildung, Ausdifferenzierung, Weiterentwicklung und Anwendung ist in diesem Buch als Interpretieren im weiteren Sinne aufgefaßt worden – genauer: als Schemainterpretieren.Der Interpretationskonstruktionismus ist zunächst als methodologischer Ansatz konzipiert und entwickelt worden. Er kann jedoch auch in der Tradition der traditionellen Erkenntnistheorie als ein quasi kantischer transzendentaler Interpretationismus aufgefaßt und ausgebaut werden – gleichsam zu einer Erkenntnistheorie des kulturellen und symbolischen Wesens, das der Mensch ist.
Im Multitasking karikiert sich die Moderne selbst. Menschen, die unterschiedliche Dinge gleichzeitig verrichten, die telefonieren, autofahren und Kaffee trinken, stehen nicht umsonst am Pranger verfehlter Aufmerksamkeitsökonomie. Was die Wissenschaft, allen voran Psychologie und Hirnforschung, an Einwänden gegen das Multitasking vorbringt, hat gegenüber der Allgegenwärtigkeit des Phänomens kaum eine Chance. Umso mehr stellt sich die Frage, warum dessen Wirkmacht so ungebrochen ist. Es ist eine Ökonomie der Spaltung, die dies möglich macht.
Welche Folgen hat die dramatische Überalterung der Gesellschaft für unsere Demokratie? Werden einige wenige wohlsituierte »Best Ager« und »Silver Surfer« die politische Partizipation an sich reißen und eine Wutbürger-Interessenvertretung betreiben, die nur die Bedürfnisse ihrer Altersgruppe im Blick hat? Oder erfüllt sich die demokratische Hoffnung auf eine erweiterte und intensivierte politische Beteiligung der Seniorinnen und Senioren, die allen Generationen zugutekommt? Damit letzteres gelingt, so Emanuel Richter, müssen die herrschenden Altersbilder kritisch durchdacht, die soziale Spaltung im Kreis der Senioren vermindert und die spärlichen Beteiligungsangebote phantasievoll erweitert werden. Demokratie statt Demenz lautet die Devise.
Die Globalisierung war eine wunderbare Idee. Nachdem die politische Spaltung in Ost und West überwunden war, schien der friedlichen Kooperation aller Menschen nichts mehr im Wege zu stehen. Würde man nur alle Hürden aus dem Weg räumen, so die liberale Vorstellung, bildete sich eine spontane Ordnung, die den Traum vom freien und wohlhabenden Erdenbürger wahr werden ließe. Doch nach der großen Krise, nach Trump und Brexit ist das Projekt gescheitert. Die liberale Wirtschaftstheorie ist prinzipiell ungeeignet, die Dynamik einer Marktwirtschaft zu verstehen und valide politische Empfehlungen zu geben. Weder für die globale Kooperation der Nationen noch für die angemessene nationale Politik gibt es heute ein tragfähiges Konzept. Die Autoren zeigen, wie man das auf der Basis einer modernen Wirtschaftstheorie schafft.
Mit jeder Geschichte, die endet, beginnt eine andere. Im schottischen Dundee beobachtet eine Tänzerin die Spaltung der Nation. In Hamburg geht ein radikalisierter Tierschützer verloren. Ein Berliner Punk findet nach einer Verletzung die Stille in der Musik, und ein junger Kameramann, seines Berufs schon müde, entdeckt das Lesen als Abenteuer. Dahinter steckt der Wunsch nach Erkenntnis, aber die Erkenntnis weckt wiederum Wünsche. Hier findet man alles wieder, was man aus Ulf Erdmann Zieglers Romanen kennt: den fotografischen Blick, die schnelle Taktung, das Interesse für das Abgründige, die Empathie für seine Figuren. Die Erzählungen sind das, was bei einem Maler der Zeichenblock wäre. Das Unwahrscheinliche findet darin Platz, die Übertreibung, der Witz und die Empfindung. Sie skizzieren das Bild einer unruhigen Lebenswelt und fügen sich zu einem Gesellschaftspuzzle unserer Zeit.
Das Gesellschaftsempfinden ist am Anfang unseres Jahrhunderts von der Vorstellung beherrscht, daß sich über die alte Unterscheidung von Oben und Unten die neue von Drinnen und Draußen legt. Quer durch die Schichten und Milieus zieht sich eine Spaltung zwischen denen, die von den Veränderungen der gesellschaftlichen Verhältnisse profitieren, und jenen, die nicht mithalten können. Die Provokation des Exklusionsbegriffs besteht darin, daß er eine Verbindung zwischen Rand und Mitte der Gesellschaft herstellt.Was man einst als Randgruppenphänomen von sich weisen konnte, hat die Mitte der Gesellschaft erreicht. Man erlebt schrittweise Degradierungen, die plötzlich eine Schwelle ins soziale Aus überschreiten. Die »Überflüssigen« haben keinen angestammten Ort, nur noch ein gemeinsames Schicksal. Heinz Bude ist Professor für Soziologie an der Universität Kassel und Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung. Andreas Willisch ist am Thünen-Institut Bollewick tätig.
Bei dem neuen Buch von Bernhard Waldenfels handelt es sich um den Entwurf einer Phänomenologie der gebrochenen Erfahrung, die auf uneinholbare Widerfahrnisse zurückgeht. In der Fremdheit bricht die Erfahrung auf im Zuge einer Spaltung und Verdoppelung des leiblichen Selbst, einer Über- und Unterschreitung von Ordnungsgrenzen. Herausgefordert wird diese Phänomenologie durch Psychoanalyse und Technologie. Das Unbewußte als Sinn- und Selbstentzug sowie die Eingriffe einer Phänomenotechnik erzeugen produktive Reibungsflächen. Der Doppelsinn von Erfahrungen, die wir machen, droht freilich zu schwinden, wenn die Technik sich autopoietisch gegen die Brechungen der Erfahrung abschirmt und Pathos in Poiesis aufgeht. Bernhard Waldenfels ist emeritierter Professor für Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum. Er hat im Suhrkamp Verlag zuletzt veröffentlicht: Grundmotive einer Phänomenologie des Fremden (2006); Antwortregister (stw 1838); Schattenrisse der Moral (stw 1813); Phänomenologie der Aufmerksamkeit (stw 1734); Das leibliche Selbst (stw 1472).
Die in diesem Band enthaltenen frühen Arbeiten Viktor von Weizsäckers dokumentierten das spannungsvolle Nebeneinander von Naturwissenschaft und Naturphilosophie, das, als vorläufige Antwort Weizsäckers auf das einseitige klassische naturwissenschaftliche Denken der Medizin, seine Studien- und Assistenzzeit bestimmte. Nach dem Ersten Weltkrieg begriff er dieses »Doppelleben« als Ausdruck des Versagens empirischen und philologischen Erkennens vor der Aufgabe, einen verantwortlichen Umgang mit der Natur und der gesellschaftlichen Wirklichkeit zu ermöglichen. Aus dieser Krisenerfahrung entstand Weizensäckers Versuch, zunächst aus einem religiösen Impuls durch Wissenschaftskritik und Philosophiekritik, später aber durch die Entwicklung einer medizinischen Anthropologie, d.h. durch eine veränderte Auffassung der Naturvorgänge, zur Überwindung der »Spaltung der Vernunft« beizutragen. Die Konflikte zwischen Naturwissenschaft, Philosophie und Theologie sowie die Frage nach ihren individuellen und historischen Auswirkungen geben den Texten des Bandes mehr als nur historische und biographische Bedeutung. Sie tragen bei zum Verständnis der Konflikte gegenwärtiger Medizin, die auf diesem Hintergrund entstanden sind.
Der einig geglaubte Westen ist gespalten. Jedoch nicht die Gefahr des internationalen Terrorismus hat diese Entwicklung verursacht, sondern eine Politik der US-Regierung, die das Völkerrecht ignoriert, die Vereinten Nationen an den Rand drängt und den Bruch mit Europa in Kauf nimmt. Die Spaltung zieht sich auch durch Europa und Amerika selbst hindurch. In Deutschland wirkt die Abkehr der amerikanischen Administration und der Eliten von ihren eigenen Traditionen wie ein Lackmustest. Heute zerfällt die chemische Verbindung, aus der die Westorientierung der Bundesrepublik seit Adenauer bestanden hat, in ihre beiden Elemente: opportunistische Anpassung an die hegemoniale Macht trennt sich von intellektueller und moralischer Bindung an die Prinzipien einer westlichen Kultur. Auch im Jahr seines 75. Geburtstages erweist sich der politische Denker Habermas wieder als brillanter Analytiker und Stichwortgeber der Republik und des europäischen Geistes. Der gespaltene Westen versammelt Beiträge, die infolge der Ereignisse vom 11. September 2001 entstanden, darunter der neue, weitausgreifende Essay über die Zukunft des Kantischen Projekts einer weltbürgerlichen Ordnung.
Ein schrecklicher Plan Jarven befindet sich noch immer auf dem Eliteinternat in Skogland gemeinsam mit Ylva und ihrem Freund Joas, dem Sohn des Innenministers. Doch dann verschwindet Joas urplötzlich, und der Einzelgänger Hjalmar, Sohn einer der ältesten Adelsfamilien des Landes, verhält sich immer aggressiver und auffälliger. Auch die Spaltung der Gesellschaft zwischen dem Norden und dem Süden Skoglands vertieft sich wieder, weil neue Attentate das Land erschüttern. Als Jarven und die anderen ein Sommercamp mit Jugendlichen aus dem Norden und Süden ins Leben rufen, schmiedet Hjalmar einen schrecklichen Plan, der ihn vor nichts haltmachen lässt … Skogland brennt: Die Suche nach Joas Hochspannend: In Band 3 der atemberaubenden Jugendbuchreihe „Skogland“ beweist Kirsten Boie erneut, warum sie zu den bedeutendsten Stimmen der Kinder- und Jugendliteratur gehört. Aktuelle Themen: Der fesselnde Thriller für Jugendliche ab 15 Jahren greift politische Themen wie rechter Terror und Völkerhass auf. Perfekt für junge Leser*innen: Eine unterhaltsame Mischung aus modernem Märchen und Fantasy mit Elementen eines spannenden Thrillers. Neu in der Erfolgsreihe: Der dritte Skogland-Band kann auch ohne Vorkenntnisse als eigenständiges Buch gelesen werden.
Für Fans von Mario Vargas Llosa und Gabriel García Márquez Philippinen, Ende des 19. Jahrhunderts: Der junge, idealistische Ibarra kehrt nach sieben Jahren Studium aus Europa in seine Heimat zurück – voller Erneuerungsdrang für sein Land und im Liebesrausch für die schöne María Clara. Doch seine Hoffnungen werden schnell zerschlagen, denn die von ihm so geliebte Gesellschaft ist zerfressen von Korruption, Unterdrückung und religiösem Dogmatismus. Nicht das philippinische Volk hält die Zügel in der Hand, sondern die spanischen Kolonialherren mitsamt ihrem machtbesessenen katholischen Klerus. Ibarras Vorhaben, eine Schule zu bauen, eskaliert zu einer Spaltung zwischen Kirche, Gouverneuren und dem einfachen Volk, und viel zu spät erkennt er, wie sich seine private Fehde mit dem Gemeindepfarrer in eine infernale Intrige verwandelt. Erst als sich auch María Clara von ihm abwendet, wird Ibarra bewusst, welch mächtigem Gegner er sich gegenübersteht. Noli me tangere ist ein revolutionärer Widerstandsroman und eines der frühesten literarischen Zeugnisse der Kritik am Kolonialismus. José Rizal musste die Veröffentlichung mit dem Leben bezahlen und wurde zum Märtyrer der Philippinen. Mit seiner erzählerischen Opulenz, seinem Humor und seinem unhintergehbaren Glauben an die Menschlichkeit strahlt der Roman weit in die Gegenwart hinein.
Jawaharlal Nehru wurde 1889 in einer wohlhabenden und einflußreichen indischen Familie geboren. Seine Biographie schien klar vorgezeichnet: Jurastudium in England (Oxford) und dann Anwaltsberuf in Indien. Doch nach der Rückkehr aus England 1916 begegnet der bis dahin unauffällige Student dem charismatischen Mahatma Gandhi, dessen politische Einsichten und dessen Religiosität ihn faszinierten. Menschenwürde, Selbstbestimmung, Demokratie wurden die Ideale, für die Nehru, dem man den Titel "Pandit" ("Gelehrter") gab, fortan einstand. Shashi Tharoor erzählt den Werdegang Nehrus, das enge Vertrauensverhältnis zum Vater, Studium, Ehe und Geburt der Tochter Indira Gandhi, die Freundschaft zu Lord und Lady Mountbatten, die politische Arbeit als Präsident des Indischen Nationalkongresses und als erster Premierminister des Landes. Er schildert die Praktiken der Kolonialmacht, die doppelte Moral, mit der sie für die Verteidigung der Demokratie in den Zweiten Weltkrieg zog. Nehru und Gandhi gelang es, Millionen von Menschen zu bewegen und die Politik des Landes für Jahrzehnte zu bestimmen. Zusammen führten sie den gewaltlosen Kampf für Indiens Unabhängigkeit, einen Kampf, der erst 1947 gewonnen wurde. Doch weder Nehru noch Gandhi konnten die Spaltung des Landes in Indien und Pakistan verhindern: auch ein Preis der Unabhängigkeit. Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen, die heute in Indien zwischen Hindus und Moslems stattfinden, stellt Tharoor die Frage, was aus Nehrus Vermächtnis geworden ist.
Provokativer könnte ein poetischer Buchtitel nicht sein, und doch lässt der Dichter an einem nicht zweifeln: »Ganz insgesamt wird das, was man die Realität nennt, überschätzt.« Und so steuert er im ersten Teil seines Buches mit aller Kraft der Imagination konsequent hinein in die Sturmzone jener Realität, die den meisten als das Maß aller Dinge erscheint. Als welthistorisches Ereignis zeigt sich der Widerspruch zwischen Realität und Traum im Untergang eines Staates, der DDR, und den Metamorphosen seiner Gesellschaft bis heute. An den Gegensätzen von Freiheit und Solidarität auf der einen Seite, Hass und Spaltung auf der anderen, an Deutschland und Europa entwickelt der Autor im zweiten Teil seine Idee eines phantasiegeleiteten Widerstands gegen den Fetisch kruder Realität. Wo aber lägen Traum und Wirklichkeit näher beisammen als in der Kunst? In einer dritten Sektion wendet sich der Autor jenen Dichtern und Philosophen zu, an deren Ästhetiken und Ideen er die eigenen Vorstellungen geschärft hat. Der Bogen spannt sich von der Antike bis in die Gegenwart, von Ovid über Pascal und Descartes bis Celan. Durs Grünbeins neues Buch ist eine über Leitmotive miteinander verbundene Sammlung von Schriften verschiedener Genres: aus Aufsätzen, Reflexionen, Reden, Traumnotizen, Vorträgen, Sprechertexten und Gedichten. Ihr Ursprung verdankt sich der speziellen Arbeitsweise des Dichters. Aus der sammelnden und ordnenden Kartei seiner Stichworte ist ein Fundbuch hervorgegangen, das sich auf jeder Seite gewinnbringend aufschlagen lässt.